Schmerzen am Bewegungsapparat des Pferdes – wie richtig behandeln?

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Pferd liegt auf der Koppel, Pferde mit Schmerzen in den Gelenken liegen gerne

Pferde mit Schmerzen in den Gelenken liegen gerne

Immer wieder wird behauptet, dass Kräuter genauso gut gegen Schmerzen am Bewegungsapparat helfen würden, wie Schmerzmittel vom Tierarzt. Das stimmt so aber nicht. Wir erklären hier, wann die Kräutergabe Sinn macht und wann Schmerztabletten vom Tierarzt besser sind. Weil Schmerzen auch für Tiere stark belastend sind, sollte man sich genauestens informieren und nicht alles glauben, was einem hübsch verpackt verkauft wird.

Gegen Schmerzen des Bewegungsapparates wird viel angeboten: Von Arnica und Beinwell, über Teufelskrallenwurzel bis zu Schwefel wird in den Weiten des Internets einiges präsentiert. Entweder in homöopathischer Form, als Alkohol-Tinktur, als reine Kräutermischung, als Kräuterbolus (essbare Kugel die Kräuter enthält) oder Kräutersaft.

Anhand von Beispielen versuchen wir hier Klarheit in die Sache zu bringen. Denn jeder Fall ist anders gelagert und sollte deshalb auch anders behandelt werden. Es lässt sich also nicht pauschal erklären, wie man Schmerzen des Bewegungsapparates beim Pferd behandeln sollte.

Allerdings gibt es eine Richtlinie, an die man sich halten kann: Bei schwachen, leichten Schmerzen können durchaus Kräuter gefüttert werden, zusammen mit Umschlägen oder einem Angussverband für die äußerliche Anwendung. Das hat den Vorteil, dass Schmerzmedikamente eingespart werden können. Dadurch werden die Leber, die Nieren und der Magen des Pferdes entlastet und der Körper übersäuert nicht. Schmerzmedikamente sollten nicht ständig verabreicht werden, da nach einigen Wochen die Wirkung nachlässt. Oft muss dann der Wirkstoff gewechselt werden oder das Präparat wird noch höher dosiert, was zu erheblichen Nebenwirkungen führen kann.

Bei mittelstarken bis starken Schmerzen benötigt das Pferd dringend für eine gewisse Zeit Schmerzmedikamente vom Tierarzt, denn sie wirken schon nach circa 30 Minuten und helfen damit sehr schnell. Ein Magenschleimhautschutz sollte immer dazu gegeben werden. Als Ergänzung kann ein Umschlag oder ein Angußverband verwendet werden, denn auch das kann schon nach 30 Minuten Erleichterung bringen. Diese Kombination ist also ideal für kranke Pferde, die Schmerzen haben.

Wie man mit Schmerzen des Pferdes umgehen kann

Beispiel chronische Arthrose

Pferd mit leichter, chronischer Arthrose am Karpalgelenk, umgangssprachlich Kniegelenk. Das Pferd hinkt nur selten, läuft bei feuchtem, kalten Wetter anfangs leicht klamm und im späteren Verlauf des Tages wieder ganz normal. Hier macht es Sinn, Kräuter zur Unterstützung der Gelenke langfristig zu füttern. Auch Umschläge sind zur äußerlichen Anwendung gut geeignet.

Beispiel akute Verletzung des Sprunggelenkes

Das Pferd hat plötzlich einen Schlag am Sprunggelenk bekommen. Das Sprunggelenk sieht dick und geschwollen aus. Es fühlt sich warm an, wenn man mit der Hand darüber fährt. Das Pferd bewegt sich kaum, manchmal schnauft es ein wenig und die Gesichtsmuskeln wirken angespannt und verkniffen. Die Augen sind halb geöffnet. Falten können sich um die Augen herum bilden. Die Unterlippe des Pferdes ist angespannt und angezogen. Hier sind starke Schmerzmittel vom Tierarzt empfehlenswert. Auch Umschläge können zusätzlich Linderung verschaffen.

Beispiel schiefes Becken

Das Pferd hat plötzlich ein schiefes Becken, verursacht durch einen Sturz und das Pferd hat Schmerzen. Es benötigt die ersten Tage Medikamente vom Tierarzt. Anschließend sollte ein Osteopath oder Physiotherapeut für Pferde das Becken geraderichten, wenn Entzündungen im Gewebe abgeklungen sind. Im Weiteren können Kräuter für den Bewegungsapparat sinnvoll sein.

Beispiel Rückbildung der Muskeln

Das Pferd bildet Muskeln zurück, weil es vor einiger Zeit durch einen Stoß eine Prellung (Quetschung des Gewebes) erlitten hatte. Die Haut des Pferdes wirkt empfindlich und es möchte am betroffenen Körperteil nicht angefasst werden. Es sind keine Schwellungen oder Wärme zu spüren.

Hier kann das Pferd Mittel zur Muskelentspannung erhalten, zum Beispiel Magnesium und Ingwerwurzel. Der Selengehalt im Blut sollte entsprechend hoch sein, damit sich die Verspannungen nicht verstärken. Äußerlich können Arnicacreme oder Johanniskrautöl hilfreich sein. Eventuell sollte ein Osteopath oder Physiotherapeut das Pferd anschauen, denn blockierte oder verschobene Gelenke können zu Verspannungen führen und Muskeln bilden sich dann mit der Zeit zurück.

Beispiel Narben am Körper

Das Pferd hat schon längere Zeit Narben am Körper und führt aufgrund dessen bestimmte Bewegungen nur ungern aus. Hier hat sich die Narbenpflege mit Ölen oder Salben bewährt. Sie kann die Dehnbarkeit im Bereich der Narben deutlich verbessern.

Achtung: Es gibt diverse Therapeuten, die sogenannte „Narbenentstörungen“ anbieten und durchführen. Diese Behandlungen sollen gegen Narbenschmerzen helfen, bewirken aber oft das Gegenteil! Dabei wird mit Stäbchen, Stiften, Rollern und andern Gerätschaften die Umgebung der oder gar die Narbe selbst manipuliert. Dieses Vorgehen kann aber selbst zu wochenlangen, starken Schmerzen führen. Aus demselben Grund sind auch Dehnübungen für Narben nicht angebracht.

Besser massiert man einmal pro Tag ganz sanft eine Creme oder ein Öl aus Johanniskraut, Ringelblume oder Lavendel ein und lässt die Narbe ansonsten ganz in Ruhe. Auch wer nur wenige Tage in der Woche Zeit hat, kann das ausprobieren.

Bitte beachten: Bei akuten Entzündungen (Schwellungen, Wärme eines Körperteiles) sollten weder eine Physiotherapie noch eine osteopathische Behandlung am Pferd vorgenommen werden. Erst muss die Entzündung zurück gebildet sein, dann kann ein Therapeut an das Pferd.

Umschläge oder Angussverband

Bei geschwollenen, warmen Gelenken bietet sich ein Umschlag (auch Wickel genannt) oder ein Angussverband an. Hierfür kann man Kräutertee oder verdünnten Apfelessig verwenden. Auch bei chronischen Erkrankungen wie Arthrose oder Spat können Umschläge sinnvoll sein.

Rezept für gelenkstärkendes Kräuterfluid

500 ml Wasser
75 Gramm Süßholzwurzel
75 Gramm Zinnkraut
500 ml Apfelessig

Das Wasser zum Kochen bringen, Süßholzwurzel und Zinnkraut dazugeben und die Flüssigkeit mehrere Stunden oder über Nacht ziehen lassen. Am Folgetag den Tee durch ein Sieb seihen und mit dem Apfelessig vermischen.

Der Apfelessig konserviert das Kräuterfluid, sodass es auch außerhalb des Kühlschranks gelagert werden kann. Diese Zubereitung spart Zeit, denn das Kräuterfluid kann auf Vorrat hergestellt werden.

Achtung: Apfelessig brennt auf entzündeter Haut, daher nur auf intakte Haut auftragen. Als Alternative kann das Kräuterfluid auch ohne Apfelessig hergestellt werden, dann ist er im Kühlschrank nur drei Tage haltbar.

Umschlag anwenden

Ein kleines Frotteehandtuch mit dem Kräuterfluid tränken und anschließend am Gelenk oder am Huf des Pferdes anbringen. Bei Bedarf mit einer Bandage befestigen, dann aber darauf achten, dass sich das freilaufende Pferd nicht verletzen beziehungsweise verheddern kann. Das Fluid kann täglich bis zu zwölf Stunden lang am Gelenk einwirken. Längere Einwirkzeit sollte vermieden werden, da sonst die Haut zu sehr aufweicht und darunter leiden könnte.

Im Winter sollte darauf geachtet werden, den Umschlag warm zu halten, denn so dringen die gelenkstärkenden Inhaltsstoffe des Fluids besser in die Haut ein. Dazu wird eine Wollbandage um den Umschlag gewickelt oder man bringt sein Pferd mit dem Umschlag ins Solarium, falls vorhanden.

Das Fluid kann ebenfalls für Einreibungen benutzt werden. Hierfür wird einfach ein Spritzer auf die Hand gegeben und das Gelenk damit einmassiert. Ein- bis dreimal täglich ist die Anwendung empfehlenswert.

Wärme- und Kälteanwendungen

Bei Entzündungen im Gewebe hilft Kälte. Ein kalter Wasserstrahl, ein Kühlpad oder Eiswürfel ins Handtuch gewickelt, können als Auflage sehr hilfreich sein.

Wärmeanwendungen sind zur äußerlichen Behandlung bestens geeignet, wenn keine Entzündungen im Gewebe vorhanden sind. Bei Verspannungen der Muskulatur, bei chronischer Arthrose (ohne Entzündungen) sind sie ideal. Gut sind wärmende Heizdecken, die Wärmflasche oder in der Herbst- und Winterzeit ein Solarium für Pferde.

Magenschleimhautschutz

Fast alle Schmerzmittel vom Tierarzt reizen die Schleimhäute in Magen und Darm und sollten deshalb nicht dauerhaft verabreicht werden. Bei manchen Kräutern kann das ebenso der Fall sein. Angefeuchtete Flohsamenschalen oder eingeweichte Leinsamen sind zur Beruhigung für die Schleimhäute des Magens und des Darms gut geeignet. Die enthaltenen Schleimstoffe können die Aufnahme von Schmerzmitteln um circa 1,5 Stunden verzögern. Wer möchte, dass schmerzstillende Mittel vom Tierarzt anfangs schnell wirken, sollte bei der ersten Gabe des Schmerzmittels auf Magenschleimhautschutz verzichten.

Die Deganius Empfehlungen für den Bewegungsapparat des Pferdes

Deganius Gehwohl

Deganius Gehwohl

Kräutermischung mit Teufelskrallenwurzel, Zinnkraut, Hauhechelwurzel, Löwenzahn und Johanniskraut. Für stabile und mobile Gelenke, Muskeln, Sehnen und Bänder und zur Stärkung des Bindegewebes. Unterstützt den Bewegungsapparat zu allen Jahreszeiten. Sollte mindestens sechs Wochen gefüttert werden. Pro Tag zehn Gramm Gehwohl pro 100 Kilo Körpergewicht.

Ingwerwurzel

Ingwer geschnitten

Wärmende Wurzel für mobile Gelenke im Winter. Bestens geeignet bei feuchtem und kaltem Wetter. Ebenfalls für entspannte Muskulatur zur Fütterung ideal. Kann mehrere Monate verwendet werden, mit Leinsamen oder Flohsamen zur Beruhigung der Magenschleimhäute. Täglich sechs Gramm Ingwer pro 100 Kilo Körpergewicht geben.

Teufelskrallenwurzel

Teufelskralle

Kann den Bewegungsapparat des Pferdes stärken. Wird traditionell für Gelenke verwendet und kann bei Gelenkschwellungen unterstützen. Bei empfindlichem Magen sollte sie zusammen mit Flohsamen oder Leinsamen gefüttert werden. Am Tag können sechs Gramm Teufelskrallenwurzel pro 100 Kilo Körpergewicht gegeben werden.

Hagebutten

Hagebutte für Pferde

Die magenfreundlichen Früchte des Hagebuttenstrauches werden in der Kräuterkunde als Allrounder verwendet. Sie sind lecker, vitamin- und mineralstoffreich. Die Samen in den Früchten enthalten wertvolle Omega-3-Fettsäuren. Auch sind Galaktolipid darin, deswegen sind die Hagebuttensamen für mobile und geschmeidige Gelenke ideal. Pro Tag mindestens sechs Gramm Hagebutte pro 100 Kilo Körpergewicht geben.

Süßholzwurzel und Zinnkraut

SüßholzwurzelZinnkraut

Für Umschläge oder für einen Angussverband empfehlen wir Süßholzwurzel und Zinnkraut. Sie stärken das Gewebe und die Gelenke.

Deganius Ringeöl

Deganius Ringelöl

Zur Narbenpflege ist Deganius Ringelöl hervorragend geeignet. Es enthält Ringelblume und Spitzwegerich. Erhält Narben geschmeidig und sorgt für bessere Beweglichkeit, wenn Narben stark spannen. Mehrmals wöchentlich auf der Narbe sanft einmassieren.

Leinsamen, Flohsamen

LeinsamenFlohsamenschalen

Leinsamen und Flohsamenschalen dienen den gereizten Magen- und Darmschleimhäuten zur Beruhigung. Von den Flohsamenschalen werden täglich sechs Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht gefüttert und von den Leinsamen zehn Gramm pro 100 Kilo gegeben.

Apfelessig

Apfelessig ist ein hochwertiges Hausmittel. Er wirkt bei der äußerlichen Behandlung entzündungshemmend, schmerzlindernd und abschwellend . Er wird mit der gleichen Menge Wasser verdünnt, denn zu viel Säure schädigt die Haut. Apfelessig wird verwendet für Umschläge oder Angussverbände am Pferd.

Bildquellen

  • pferd-liegt-schmerzen-gelenke: Bild von rihaij auf Pixabay
  • Deganius Gehwohl: Deganius
  • Ingwer geschnitten: Deganius
  • Teufelskralle: Deganius
  • Hagebutte: Deganius
  • Süßholzwurzel: Deganius
  • Zinnkraut: Deganius
  • ringeloel: Deganius
  • Leinsamen: Deganius
  • Flohsamen: Deganius