Hengste oder hengstige Wallache angemessen füttern

und

Pferdehengst

Die Schönheit und der Stolz von Hengsten ist legendär.

Hengste im Freizeitsport oder im Zuchtbetrieb sind unterschiedlichen Bedingungen ausgesetzt. Ausgeprägtes Hengstverhalten beziehungsweise die Hengstigkeit ist bei ausgewachsenen Hengsten manchmal erwünscht, teilweise auch unerwünscht, je nachdem wie sie gehalten oder genutzt werden. Deckstationen wünschen sich gerne Hengste, die das typische Hengstverhalten zeigen, denn das erhöht die Wirtschaftlichkeit im Zuchtbetrieb. Freizeitreiter freuen sich eher über einen ruhigen und ausgeglichenen Hengst, der sich im Alltag gut händeln lässt und beim Reiten gelassen und ansprechbar bleibt. Bei hengstigen Wallachen benötigt man auch des öfteren Hilfe, damit die Pferde artgerecht mit anderen Pferden zusammen gehalten werden können.

Die Geschlechtsorgane des Hengstes

Zu den männlichen Fortpflanzungsorganen gehören Hoden, Hodensack, Samenblasendrüse, die Harnröhrenzwiebeldrüse, Prostata und Penis. Die Hoden produzieren Spermien und Testosteron. Testosteron ist ein Geschlechtshormon, das neben anderem zu typischem Hengstverhalten führt. Testosteron wird auch in den Nebennieren gebildet, sodass auch Wallache Testosteron im Blut haben, allerdings in geringeren Mengen. Bei sehr hengstigen Wallachen bilden die Nebennieren besonders viel Testosteron.

Die Fütterung für Hengste oder hengstige Wallache im Freizeitsport

Die Ernährung mit der Zielsetzung für ruhige, ausgeglichene und ansprechbare Hengste und Wallache sollte ein klein wenig östrogenhaltig sein, denn ein leicht erhöhter Östrogenspiegel bei Hengsten sorgt für einen erniedrigten Testosteronspiegel. Hengste zeigen dann nicht mehr dieses ausgeprägte Hengstverhalten und lassen sich vom Reiter leichter leiten und motivieren. Wenn hingegen der Östrogenspiegel zu hoch ist, kann dies Diabetes, Haarausfall und Fettsucht beim Pferd begünstigen. Deshalb sollte man östrogenhaltige Pflanzen und Futtermittel in Maßen anwenden.

Phytoöstrogene (sogenannte Pflanzenöstrogene) wirken im Körper des Hengstes östrogenähnlich. Futter mit Phytoöstrogenen sind zum Beispiel: Leinsamen, Lavendel-, Ringelblumen-, Kamillen-, Rotklee- oder Hopfenblüten, Sojaprodukte, Luzerneheu oder Luzernecobs. Bei mäßig stark ausgeprägtem Hengstverhalten können diese Kräuter und auch die Luzerne den Hormonhaushalt in Balance halten. Dann kommen wir Menschen noch gut mit Hengsten oder hengstigen Wallachen zurecht.

Es werden nicht alle Zutaten auf einmal gefüttert. Dies würde zu einer Östrogenlastigkeit führen und keinem Hengst guttun. Zwei der oben genannten Zutaten sind meist ausreichend zur täglichen Fütterung. Zum Beispiel können die eingeweichten Luzernencobs mit Lavendelblüten zusammen gefüttert werden. Die Lavendelblüten sind außerdem stimmungsaufhellend und psychisch ausgleichend.

Bei stark ausgeprägtem unerwünschtem Hengstverhalten sind die oben genannten Zutaten nicht ausreichend, dann ist es sinnvoll, Mönchspfeffersamen für einige Monate zu geben. Wer den Hormonhaushalt ganz schnell ins Gleichgewicht bringen möchte, ist mit Süßholzwurzel gut beraten. Süßholzwurzel wird für maximal vier bis sechs Wochen gefüttert, höchstens dreimal pro Jahr.

Phythoöstrogenhaltige Sojaprodukte sollten nicht an Pferde verfüttert werden, da sie zu Verdauungsstörungen führen können. Weiden mit Rotklee können ab und an für einige Minuten aufgesucht werden, denn Rotklee hat auch eine östrogenähnliche Wirkung im Körper des Hengstes.

Die Fütterung für Hengste während der Decksaison im Zuchtbetrieb

Wenn Hengste ein typisches Hengstverhalten im Alltag zeigen sollen, zum Beispiel in Deckstationen im Zuchtbetrieb, empfiehlt sich eine östrogenreduzierte Fütterung, denn dann steigt der Testosteronspiegel im Blut und macht den Hengst leistungsfähiger. Hengste zeigen sich dadurch spritziger, aktiver und sind williger für den Geschlechtsakt mit der Stute. Libidomängeln (Deckunlust) kann man somit vorbeugen.

In der Fütterung sollte man dann auf östrogenhaltiges Luzerneheu oder Luzernecobs verzichten und vorzugsweise Wiesenheu oder frisches Wiesengras verfüttern, möglichst ohne phytoöstrogenhaltigen Rotklee. Zusätzlich dient eingeweichter Hafer als Energielieferant, maximal 300 Gramm pro 100 kg Körpergewicht am Tag. Sojaprodukte, Bienenkittharz, Leinsamen, Lavendel-, Ringelblumen- oder Kamillenblüten, Hopfenzapfen, Süßholzwurzel und Mönchspfeffer sollten gemieden werden. Als Alternative für Entspannungskräuter für die Psyche kann Melisse gewählt werden, die Alternative für Leinsamen sind Flohsamenschalen für gesunde Magen- und Darmschleimhäute und bei zu festen Pferdeäpfeln.

Auf eine ausreichende Gabe von Zink sollte geachtet werden, denn Zink kann die Östrogenbildung ein ganz klein wenig hemmen. Als Zinkgabe empfiehlt sich ein entsprechendes Zinkpräparat während der Decksaison oder die Gabe von BT- Bierhefe. BT- Bierhefe enthält von Natur aus Zink.

Zusätzlich benötigt ein Hengst während der Decksaison ungefähr dreimal so viel Eiweiß (Aminosäuren) als üblicherweise außerhalb der Decksaison. Die essenziellen Aminosäuren Methionin, Cystin und Lysin sollen hilfreich sein. Diese Stoffe sind natürlicherweise alle in Biertreber- Bierhefe enthalten, deswegen kann man im Zuchtbetrieb Bierhefe für Hengste empfehlen. Pro Tag können maximal bis zu 40 Gramm pro 100 kg Körpergewicht verfüttert werden. Für Hengste im Freizeitreiterbereich ist diese Menge natürlich zu hoch angesetzt. Bierhefe enthält übrigens keinen östrogenhaltigen Hopfen.

Das Calcium-Phosphor-Verhältnis sollte bei circa zwei zu eins liegen (zwei Teile Calcium und ein Teil Phosphor). Zum Ausgleich der calciumarmen Bierhefezufütterung eignet sich deshalb der calciumreiche Futterkalk (Gesteinsmehl) oder calciumreiches Heu oder Frischgras. Zink- und Selenmangel sollten unbedingt vermieden werden. Vitamin A und E sind während der Deckzeit auch sehr wichtig. Vitamin A kann über Karotten oder frisches Weidegras zugeführt werden und Vitamin E über kaltgepresste Öle oder ebenfalls über Frischgras. Als Öl eignen sich kaltgepresstes Rapsöl oder Sonnenblumenöl, allerdings kein Leinöl, denn es enthält Phytoöstrogene.

Wer lieber ein Allroundmineralfutter dazu geben möchte, anstatt so vieler Einzelsubstanzen, kann auf konventionelles Mineralfutter zurückgreifen. Üblicherweise gibt man einem Deckhengst während der Decksaison pro Tag circa 30 Gramm konventionelles Mineralfutter pro 100 kg Körpergewicht. Hengste von Freizeitreitern erhalten deutlich weniger Mineralfutter, meist reichen 10 bis 20 Gramm pro 100 kg Körpergewicht am Tag.

Und … Hengste in Deckstationen sollten möglichst wenig Bier trinken, denn der enthaltene Hopfen enthält Östrogene. :-)

Die Lebergesundheit unterstützen

Weil Östrogene über die aktive und gesunde Leber abgebaut werden, sollte man die Leberwerte bei Hengsten in Deckstationen einmal pro Jahr vom Tierarzt überprüfen lassen. Es empfiehlt sich, zwei Monate vor der Decksaison die Blutwerte bestimmen zu lassen. Bei Bedarf kann Mariendistelkraut zur Unterstützung der Leberfunktion gegeben werden. Auch Labkraut und Löwenzahn tun der Leber gut.

Die Deganius Empfehlungen für Hengste und hengstige Wallache

Süßholzwurzel, Mönchspfeffer

SüßholzwurzelMönchspfeffer

Möchte man starkes Hengstverhalten dämpfen, können Süßholzwurzel oder Mönchspfeffersamen gegeben werden. Süßholzwurzel empfiehlt sich bei plötzlich aufgeregten, geschlechtstriebigen Hengsten oder Wallachen für vier bis sechs Wochen als Gabe zum Futter. Mönchspfeffersamen sind geeignet für die mehrmonatige Fütterung, wenn das Tier schleichend hengstiger wird. Jeweils sechs Gramm pro 100 kg Körpergewicht am Tag füttern.

Lavendel, Ringelblume, Kamille

RingelblumenblätterKamille

Bei mäßig ausgeprägten Geschlechtstrieb, den man nicht haben will, wird eines dieser Kräuter gegeben. Lavendelblüten und Kamillenblüten dämpfen nicht nur leicht, sondern sind außerdem stimmungsaufhellend und psychisch ausgleichend. Täglich sechs Gramm Blüten pro 100 kg Körpergewicht geben. Mindestens sechs Wochen bis mehrere Monate füttern.

Labkraut, Mariendistelkraut, Löwenzahn

Um die körpereigene Entgiftung der Leber zu unterstützen, können Labkraut, Mariendistelkraut oder Löwenzahn für mindestens sechs Wochen gefüttert werden. Je Pflanze sechs Gramm pro 100 kg Körpergewicht geben.

BT- Bierhefe

Bierhefe mit Biertreber

Die eiweißhaltige BT-Bierhefe ist für Hengste während der Decksaison sinnvoll. Enthält essenzielle Aminosäuren wie zum Beispiel Methionin, Cystin und Lysin. Außerdem sind kleine Mengen Zink darin enthalten. Bitte maximal 40 Gramm BT-Bierhefe pro 100 kg Körpergewicht am Tag füttern.

Deganius Zink

Deganius Zink 11000

Zink ist für geschlechtsakive Hengste von Bedeutung. Es sollte ausreichend Zink gefüttert werden, denn Zink kann die Östrogenbildung etwas eindämmen. Von Deganius Zink wird täglich 10 Gramm pro 100 kg Körpergewicht während der Decksaison gegeben.

Luzernecobs

Luzernecobs

Luzerne enthält von Natur aus Phytoöstrogene. Daher ist sie für geschlechtsinaktive Hengste oder hengstige Wallache geeignet. Täglich werden maximal 300 Gramm Luzernecobs pro 100 kg Körpergewicht zur Fütterung gegeben. Die Cobs bitte in viel Wasser gut einweichen.

Bitte beachten

Wer mit seinem Hengst auf Turniere oder Ausstellungen fahren möchte, sollte vier Tage vorher die Kräuter, Wurzeln oder Samen absetzen, damit die Karenzzeit für Doping eingehalten wird. Näheres erfährt man hierzu bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. Bitte vorher selbst informieren, damit man immer auf dem neuesten Stand ist.

Bildquellen

  • pferd-hengst: Bild von Aislinn Brander auf Pixabay
  • Süßholzwurzel: Deganius
  • moenchspfeffer: Deganius
  • Lavendel: Deganius
  • Ringelblumenblaetter: Deganius
  • Kamillenblueten: Deganius
  • Labkraut: Deganius
  • Mariendistel: Deganius
  • Löwenzahnkraut: Deganius
  • Bierhefe mit Biertreber: Deganius
  • Deganius Zink 11000: Deganius
  • Luzernecobs: Deganius