Das Sommer-Thema: Allergien der Haut beim Pferd

, und am 19.07.2017

Christa mit Degan auf Sommerkoppel

Christa untersucht Degan auf der Sommerkoppel. Wie bei allen Pferden, die im Sommer draußen stehen, wird seine Haut sehr von Sonne und Insekten strapaziert.

Schreck beim Ankunft auf den Koppeln! Degan, unser Wallach, war nicht mehr zu sehen. Nach kurzer, hektischer Suche fanden wir ihn mampfend im nächsten Acker. Es schien als habe er den Ausflug genossen, jedenfalls rein kulinarisch – denn er hatte sich dick und rund gefressen. Doch die Freude währte nur kurz. Denn zwei Tage später sahen wir Quaddeln auf seiner Haut. Hatte der Bauer vorher das Feld gespritzt?

Frühling und Sommer kennen wir als die Zeiten, in denen solche Probleme vermehrt auftreten: Die Bauern spritzen ihre Felder, die Sonne brennt, die Insekten reizen die Haut, sind teilweise sogar selbst mit Spritzmitteln behaftet. Die Pferde reagieren dadurch auf die Stiche noch stärker. So kann es zur Bildung von Quaddeln mit starkem Juckreiz kommen.

Die Haut des Pferdes

Die Haut ist das größte Organ des Pferdes. Sie besteht aus einer äußeren Schicht, der Epdermis. Darunter befindet sich die Dermis, die aus Bindegewebe besteht. Im Bindegewebe sitzen die Haarfolikel, Talgdrüsen, Blutgefäße, Schweißdrüsen und Nerven. Unter der Dermis liegt das schützende Fettgewebe. So aufgebaut, bietet die Haut dem ganzen Körper Schutz vor Regen, Wind, Kälte und Sonne. Die Haut dient der sensiblen Empfindung und der Thermoregulation. Darüber hinaus fungiert die Haut als Entgiftungsorgan, genauso wie die Nieren und die Leber.

Allergien der Haut

Normalerweise kann ein Körper eindringende Viren, Bakterien und krankmachende Stoffe erkennen und zerstören. Das macht er mit dem Immunsystem.

Wann sprechen wir von einer allergischen Reaktion? Es kann vorkommen, dass das Immunsystem fälschlicherweise harmlose Stoffe als Krankheitserreger einstuft. Es bildet daraufhin Antikörper. Diese machen bei einem weiteren Kontakt mit dem Stoff körpereigene Abwehrzellen aufmerksam und es entstehen Entzündungen im Körper. In der Folge kommt es zu starken Schwellungen, einhergehend mit Juckreiz, Rötungen und der Erweiterung der Blutgefäße.

Warum der Körper gesunde Stoffe als krankmachend einstuft, darüber gibt es viele Theorien, aber bisher keine wirklich befriedigende Antworten.

Es gibt nach unserer Erfahrung aber Verstärker von Allergien: Wenn bei Pferden der Stoffwechsel belastet ist, teilweise auch noch zusätzlich ein Vitamin- oder Mineralienmangel auftritt, können sich die Hautirritationen verstärken. Auch bei chronischen Darmstörungen, wie zum Beispiel Kotwasser, Blähungen, Durchfall, Veränderungen in der Darmflora und Übersäuerung des Darms, können allergische Hautprobleme immer wieder auftreten. Wenn die Leber und Nieren durch Umweltverschmutzung überlastet sind, kann dies ebenfalls eine Allergie fördern. Auch der Rückgang parasitärer Erkrankungen und genetische Faktoren kommen in Frage, ebenso kann ein ständiger massiver Befall von Parasiten zu Irritationen des Immunsystems führen.

Es gibt insgesamt vier Allergietypen mit unterschiedlichen Reaktionszeiten:

  • Anaphylaktischer Typ: Sofortreaktion innerhalb von Sekunden bis wenigen Minuten.
  • Zytotoxischer Typ: Verzögerte Reaktionszeit von 6-12 Stunden.
  • Immunkomplex-Typ: Verzögerte Reaktionszeit von 6-12 Stunden.
  • Zellvermittelter Spät-Typ: Stark verzögerte Reaktion von circa 12-72 Stunden.

Folgende Allergien können bei Pferden auftreten: Sonnenallergie (Photosensibilität/Lichtallergie), Sommerekzem, Kontaktallergie, Nesselfieber (Nesselsucht/Urtikaria), Futterallergie, Streifenurtikaria (streifenförmigen Schwellungen am Bauch des Pferdes) und viele mehr.

Bei Hautallergien können unterschiedliche Symptome auftreten: Juckreiz, schuppige und ölige Haut, nässende und wunde Haut, Haarausfall, knopfartige Erhebungen der Haut (Quaddeln), knötchenförmige Gewebebildungen (Granulome), Schwellungen und Rötungen (Entzündungen), streifenförmige Erhebungen der Haut, Geschwüre der Haut, tränende/gerötete und geschwollene Augen, struppiges und glanzloses Fell, Nervosität (bei Juckreiz), Müdigkeit, usw.


Auslöser oder Verstärker von Allergien

  • Umweltgifte: Pestizide, Insektizide, Herbizide und Fungizide im Futter und in der Umwelt, welche unter anderem auch durch den Wind weiter geweht werden und dann direkt auf der Haut, den Atemwegen, den Augen und dem Haarkleid unsere Pferde landen. Halmverkürzer-Mittel bei Getreidestroh, Imprägniermittel für Holz, Chemikalien in Sägespäne-Einstreu, z. B. Formaldehyd, etc.
  • Kontakte mit Fremdstoffen: Weichspüler für Satteldecken, Waschmittel, Mähnenspray, ätherische Öle, Fellglanzspray, Lederöle und Lederbalsame, Lotionen und Cremes, Kühlgels, Mückenschutzmittel, Shampoo, Seife, Kunststofffasern, ungewaschene Baumwollstoffe (z. B. Satteldecken oder Regendecken, welche mit Chemikalien behandelt wurden),
  • Medikamente: Impfmittel, Schmerzmittel, Antibiotika, etc.
  • Durch Ozonschädigung verstärktes Sonnenlicht
  • Würmer, Milben und Insekten (Fliegen, Bremsen, Wespen, Bienen, Hornissen und Mücken, insbesondere Kriebelmücken, Gnitzen…)
  • Stress, zum Beispiel durch stark beengte Offenstallhaltung, wenig Kontakt zu Artgenossen, reine Boxenhaltung ohne Koppelgang, usw.
    Vereinzelt können auch diese Futtermittel Auslöser sein: Gräser, Getreide, Ölsaaten, Obst, Gemüse, Luzerne, Melasse, Stroh, Heu…

Die Behandlung mit Kräutern, Bierhefe, Calcium und Ölen

Achtung: Bei starken Schwellungen (insbesondere am Kopf!), bei Fieber und auch bei extremen Allgemeinstörungen des Pferdes, sollte unbedingt sofort ein Tierarzt zu Rate gezogen werden! In vielen Fällen muss dann kurzfristig das Notfallmedikament Kortison oder ein Antihistaminikum gegeben werden.

Zur langfristigen und vorbeugenden Behandlung eignen sich diese Fütterungsvorschläge sehr gut:

Wenn keine Allergien gegen spezielle Kräuter vorliegen, können Kräuter bei Hautallergien hilfreich eingesetzt werden. Bei Hautallergien können zur Entgiftung von Leber und Nieren gegeben werden, zum Beispiel Mariendistelkraut, Labkraut, Klettenwurzel, Hagebutten, Zinnkraut. Viele dieser Kräuter unterstützen den Hautstoffwechsel und liefern zusätzliche Vitalstoffe für die Haut: Kieselsäure, Schwefel, ätherische entzündungshemmende Öle, Vitamine und vieles mehr.

Kräuter, die das Immunsystem anregen, sollten an Allergiker nicht verfüttert werden, da sie dazu beitragen können, die Allergien zu verstärken. Hierzu zählen zum Beispiel: Echinacea, Eleuterococcus, Mistel, Thuja.

Kaltgepresstes Leinöl ist ebenfalls empfehlenswert, da es viel Vitamin E und Omega 3 enthält, welches entzündungshemmend ist. Raffinierte, billige Ein-Euro-Öle sollten nicht verwendet werden, weil diese die Leber stark belasten können und sich eine Hautallergie dadurch verschlechtern würde.

Zusätzlich kann Bierhefe dauerhaft verfüttert werden. Bierhefe enthält viel Kupfer, Zink, Selen, Biotin und andere B-Vitamine. Die Haut kann sich durch die zusätzliche Fütterung von Bierhefe schneller erholen. Backhefe aus dem Supermarkt sollte an Pferde keinesfalls verfüttert werden, da es zu Fehlgärungen im Darm führen kann. Dies würde das Hautbild noch stärker beeinträchtigen.

Es kann bei akuten allergischen Hautsymptomen zusätzlich Calcium verfüttert werden, da Calcium die Durchlässigkeit der Gefäßwände reduziert, damit werden Allergien ein klein wenig gemindert. Calcium ist natürlicherweise in Futterkalk enthalten. Ist die Akutphase beendet, sollte der Futterkalk nicht mehr in hohen Mengen gegeben werden, da ein Zuviel an Calcium zu Kalkablagerungen in den Gefäßen und den Gelenken führen kann.

Die äußerliche Pflege der Haut

Degan freut sich über Hautpflege

Bei Juckreiz und Schwellungen der Haut: Äußerlich kann man das Pferd mit Apfelessig-Wasser abreiben oder einsprühen. Apfelessigwasser wirkt stark juckreizhemmend, entzündungshemmend, es wehrt Mücken ab und hilft bei Schwellungen der Haut. Apfelessig nur auf intakte Haut auftragen, da es auf offenen Hautwunden sehr stark brennt. Weil Apfelessig viel Säure enthält, sollte er immer gut verdünnt werden. Das Mischungsverhältnis besteht aus mindestens einem Teil Wasser und einem Teil Apfelessig. Apfelessig erhält man in jedem gut sortiertem Supermarkt oder im Naturkostladen.

Alternativ zu Apfelessigwasser kann verdünntes ätherisches Lavendelöl zur äußerlichen Pflege der Haut verwendet werden. Ätherisches Lavendelöl fördert die Wundheilung, wehrt Mücken ab, ist juckreizstillend und brennt nicht auf offenen Wunden. Damit ist es für extrem empfindliche und entzündete Haut bestens geeignet. Lavendelöl sollte während der starken Hitze im Sommer nicht mit Pflanzenölen vermengt auf die Haut aufgetragen werden. Dies würde die Haut zu stark verkleben und dadurch weiter schädigen. Empfehlenswert ist die Verdünnung mit reinem Paraffinöl aus der Apotheke (Paraffinum Liquidum).

Wenn die Augen betroffen sind

Bei tränenden, geröteten und geschwollenen Augen wird in der Naturheilkunde gerne Augentrost (Euphrasia officinale) in Form von Augentropfen verwendet. Mehrmals am Tag können die Augentropfen ins Auge geträufelt werden. In der Apotheke erhält man Augentrost in den Potenzen (Verdünnungen) D1 bis D3, die wir empfehlen. Deutlich höhere Potenzen enthalten wenig bis keine Wirkstoffe mehr. Auch zur innerlichen Einnahme kann man bei tränenden Augen zusätzlich zu den Augentropfen Augentrost in Form von Milchzuckertabletten (D1 bis D3) zur Unterstützung geben. Pro Tag werden 1,5 Tabletten pro 100 kg Körpergewicht gegeben. Sie werden etwa vier Wochen lang in die Maulspalten des Pferdes geschoben oder unter das gewohnte Futter gemischt.

Die Deganius Empfehlungen im Sommer

Sommerschön Basis

Bei Hautallergien: Für die Entlastung der Haut und für einen gesunden Hautstoffwechsel ist Sommerschön Basis da. Es enthält Zinnkraut, Labkraut, Hagebutten, Mariendistelkraut, Klettenwurzel und Brennessel. Es kann verwendet werden bei Juckreiz, Schuppen und geröteter Haut, täglich 10 Gramm pro 100 kg Körpergewicht, mindestens sechs Wochen lang.

Sommerschön Minerale

Sommerschön Minerale enthält rein organische Mineralien aus Futterkalk (Gesteinsmehl), BT-Bierhefe und ganz wenig Seetang. Einmal täglich können 20 Gramm Sommerschön Minerale pro 100 kg Körpergewicht verfüttert werden. Es kann während der Sommerzeit verabreicht werden oder auch ganzjährig. Dann ist ein zusätzliches Mineralfutter nicht mehr notwendig.

Sommerschön Akut

Sommerschön Akut kann im Akutfall für circa 14 Tage gegeben werden, wenn Schwellungen und Rötungen der Haut zu sehen sind. Einmal täglich kann man 20-30 Gramm Sommerschön Akut pro 100 kg Körpergewicht geben. Sommerschön Akut sollte nicht dauerhaft verabreicht werden.

Deganius Bierhefe

Die Deganius Bierhefe enthält alle wichtigen Vitamine und Mineralstoffe für eine intakte Haut. Mindestens sechs Wochen lang geben. Einmal täglich 10-20 Gramm Deganius Bierhefe pro 100 kg Körpergewicht verfüttern.

Kaltgepresstes Leinöl

Kaltgepresstes Leinöl mit viel Omega 3 und Vitamin E. Mindestens sechs Wochen lang verfüttern. Kann auch längere Zeit unter das gewohnte Futter gemischt werden, einmal am Tag circa sechs bis zehn ml Leinöl pro 100 kg Körpergewicht.

Futterkalk

Futterkalk besteht aus Gesteinsmehl und kann kurzfristig für circa 14 Tage während einer Allergie-Akutphase verfüttert werden, da er sehr viel Calcium enthält. Pro 100 kg Körpergewicht werden 15 Gramm Futterkalk gegeben. Nicht dauerhaft hochdosiert verfüttern!

Lavendelöl, ätherisch

Ätherisches Lavendelöl kann zur äußerlichen Pflege der empfindlichen Haut angewendet werden, gut verdünnt, da es konzentriert ist. Es ist mit reinem Paraffinöl verdünnbar (Paraffinum Liquidum). Pro Liter Paraffinöl kann man 15-30 ml reines ätherisches Lavendelöl untermischen, dann gut verschütteln und auf betroffene Hautstellen auftragen.

Bildquellen

  • Christa mit Degan auf Sommerkoppel: Deganius
  • Degan freut sich über Hautpflege: Deganius

Kommentare sind geschlossen.