Pferd verwurmt, was tun? Das aktuelle Würmer-Wissen

und am 06.10.2016

pferdewurm

Verwurmung bei Pferden

Haben Sie sich auch schon mal Gedanken gemacht, warum manche Pferde nie verwurmt sind, andere dafür ständig entwurmt werden müssen? Woran kann das liegen? Ist das genetisch bedingt? Oder hängt es mit einer guten oder schlechten Haltungsform der Pferde zusammen? Stimmt es, dass die Parasiten gegen entsprechende Entwurmungspräparate resistent geworden sind?

Was ist ein Parasit?

Ein Parasit ist ein Organismus, der sich in oder auf einem anderen Lebewesen (dem Wirt) aufhält und auf dessen Kosten lebt. Es gibt Endoparasiten und Ektoparasiten. Endoparasiten leben im Körper des Wirts und Ektoparasiten leben auf dem Körper des Wirts. Parasiten töten den Wirt meistens nicht, doch sie können ihn beeinträchtigen. In sehr seltenen Fällen kann der Parasit den Wirt auch töten.

Eine ganz andere Sichtweise von Parasiten ist, dass Parasiten unter natürlichen Bedingungen die Population ihres Wirtes nicht einschränken und ihn auch körperlich nicht schädigen, im Gegenteil unter Umständen sogar das Immunsystem des Wirtes unterstützen. Denn ein symbiotisches Zusammenleben von Wirt und manchem Parasit trainiert die Abwehrkräfte des Wirtes. Parasiten sind also gegebenenfalls in der Lage, das Immunsystem des Wirtes zu stabilisieren und zu regulieren. So können Wurmarten auch dabei helfen, den Wirt gesund zu erhalten. So sollen sie zum Beispiel die Situation bei Allergien verbessern können.

Dafür ist aber auch ein ökologisches Gleichgewicht zwischen Wirt und Parasit notwendig. Das durch die Evolution entwickelte Gleichgewicht ist deswegen von großer Bedeutung. Es ist aber hervorzuheben, dass der Mensch seit einigen Jahrzehnten massiv in dieses Ökosystem eingreift und das natürliche ökologische System stört. Dadurch wird das Gleichgewicht zwischen Parasit und Wirt ungünstig verschoben und Wirtstiere können dadurch stark erkranken und im Extremfall sogar sterben.

Für Besitzer von Pferden sind unter anderem gerade deswegen die neuen Wege der Enwurmungsstrategien von großer Bedeutung. So sollten Pferde heutzutage nur noch selektiv entwurmt werden. Das bedeutet, dass man mehrmals im Jahr Kotproben der Pferde im Labor untersuchen lässt. Nur bei tatsächlich vorhandener Verwurmung wird dann mit entsprechenden Mitteln entwurmt. Das prohylaktische Entwurmen, welches früher vier mal im Jahr durchgeführt wurde, gilt deswegen als veraltet und unnötig und wird von manchen Tierärzten inzwischen sogar als gefährlich angesehen. Wichtig ist auf alle Fälle, dass wieder ein gutes Gleichgewicht zwischen Wirt und Parasit hergestellt wird.

Mögliche Erkrankungen durch Verwurmung

Circa 75 % der erwachsenen Pferde sind nach neuesten Erkenntnissen nicht oder nur in geringem Maß an Endoparasiten befallen. Ein geringer Endoparasitenbefall trainiert das Immunsystem, hält es wachsam und ist deshalb nach moderner Lehrmeinung durchaus erwünscht. Ein sehr starker und gesundheitsbeeinträchtigender Wurmbefall sorgt hingegen dafür, dass der Magen-Darm-Trakt des Pferdes mit giftigen Ausscheidungen der Würmer belastet wird. Dadurch können alle möglichen Krankheiten entstehen, je nach Schwachpunkt des Organismus des Pferdes. Manche Pferde bekommen durch Wurmbefall Durchfall, Koliken und Schädigungen der Magen-Darm-Schleimhäute, andere haben ein struppiges und glanzloses Fell, manche magern stark ab und wiederum andere bekommen Hautkrankheiten oder andere Organe werden in Mitleidenschaft gezogen. Auf jeden Fall wird durch starken Wurmbefall die Nährstoffaufnahme beeinträchtigt und die Pferde leiden dadurch oft an einem Mineralienmangel, der wiederum alle möglichen Krankheiten nach sich ziehen kann.

Haltung und Wurmbefall

In der freien Wildbahn können die Pferde regelmäßig weiter ziehen, wenn der Weideplatz stark mit Pferdäpfeln verunreinigt ist und so der Erdboden mit Wurmeiern durchzogen wird. Außerdem finden Pferde in freier Wildbahn eine entsprechende Kräutervielfalt, die unter anderem auch dafür sorgt, dass die Pferde bei Aufnahme entsprechender Kräuter auf natürliche Weise entwurmt werden. Da diese nätürlichen Gegebenheiten bei einem Pferd mit Weidegang nicht gegeben sind, sollte der Pferdehalter selbst für die Kontrolle des Endoparasitenbefalles und falls notwendig für eine Entwurmung des Pferdes sorgen.

Werden nur wenige Pferde auf vielen Hektar Weideland gehalten und die Pferdeäpfel täglich oder spätestens alle 2 Tage abgesammelt, dann reicht es in der Regel, die Pferde nur 2 mal im Jahr zu entwurmen, falls überhaupt notwendig. Zur Kontrolle des Wurmbefalls, kann man mindestens zwei bis vier mal im Jahr eine kleine Menge Pferdeäpfel an einen Tiergesundheitsdienst schicken und die Äpfel auf Wurmeier und Würmer untersuchen lassen. Der Tiergesundheitsdienst ist eine Selbsthilfeeinrichtung für die Landwirtschaft und in Deutschland in fast jedem Bundesland vorhanden. Selbstverständlich kann man auch einem Tierarzt die Pferdäpfel zur Untersuchung mitgeben oder sie selbst in ein anderes Fachlabor senden.

Neueren Erkenntnissen zufolge sollte jedoch besser vor jeder angedachten Entwurmung eine Kotprobendiagnostik erfolgen. Auf Grundlage des jeweiligen Kotprobenbefundes kann dann entschieden werden, ob eine entwurmende Behandlung überhaupt notwendig ist oder nicht (Selektive Entwurmung).

Neue Wege der Entwurmung

Zur Zeit gibt es die Methode der McMaster-Kotprobenuntersuchungen. Dabei werden im ersten Jahr der Untersuchungen vier mal im Jahr Kotproben der Pferde in ein entsprechendes Labor gesendet. Im zweiten Jahr werden zwei bis drei Kotproben untersucht und im dritten und den weiteren Jahren werden je zwei Kotproben getestet. Je nachdem wie hoch die Eiablage (oder fachlich Eiausscheidung) der Würmer ist, wird dann entschieden, ob im folgenden Jahr weiterhin gleich viele Kotproben ins Labor gesendet werden sollten oder ob im Folgejahr eine Kotprobe weniger notwendig ist. Gute Labore beraten und begleiten die Pferdehalter bei der McMaster Kotprobendiagnostik. Deshalb ist es wichtig, sich vorab die genauen Infos durch das Labor mitteilen zu lassen, wenn man an dem McMaster-Schema interessiert ist.

Chemische Wirkstoffe gegen Parasiten

Grund für einen starken Endoparasitenbefall (trotz regelmäßiger Entwurmungsbehandlungen) können Resistenzentwicklungen der Endoparasiten gegen die verwendeten Wirkstoffgruppen und Wirkstoffe sein. Diese Resistenzentwicklungen sind ein sehr großes und wachsendes Problem in der Pferdemedizin. Eine vorangeschaltete und nachgeschaltete Kotprobendiagnostik hilft, Resistenzentwicklungen entgegenzuwirken.

Folgende chemische Wirkstoffe und andere (hier nicht erwähnte) sind zur Zeit auf dem Markt erhältlich:

  • Wirkstoffgruppe Makrozyklisches Lakton, Wirkstoff Ivermectin: Große therapeutische Breite bei vielen Wurmarten, auch bei den Magendasseln.

  • Wirkstoff Febantel: Wird gegeben bei Fadenwürmern und Strongyliden. Keine Wirkung bei Magendasseln, dafür ist eine große therapeutische Breite vorhanden.

  • Wirkstoffgruppe Makrozyklisches Lakton, Wirkstoff Moxidectin: Große therapeutische Breite bei vielen Wurmarten.

  • Wirkstoff Oxfendazol: Gut gegen Fadenwürmer, kleine und große Strongyliden und Pfriemenschwänze. Wirkt nicht bei Magendasseln.

  • Wirkstoff Oxibendazol: Gut gegen Fadenwürmer, kleine und große Strongyliden und Pfriemenschwänze. Wirkt nicht bei Magendasseln.

  • Wirkstoffgruppe Tetrahydropyremidin, Wirkstoff Pyrantel-Pamoat: Gut gegen kleine und große Strongyliden, auch gegen Fadenwürmer wirksam und gegen Bandwürmer (nur in doppelter Dosierung). Nicht zusammen einsetzen mit Piperazin.

  • Wirkstoff Piperazin: Wirksam gegen Fadenwürmer, große und kleine Strongyliden und Pfriemenschwänze.

Kräuter, Wurzeln, Samen und Nüsse

Immer wieder hört man davon, dass man mit Kräutern, Wurzeln, Nüssen, Samen oder anderen Pflanzenstoffen entwurmen kann. Welche davon gezielt gegen eine einzelne Wurmart eingesetzt werden können, ist aber leider nur in wenigen Fällen wirklich bekannt. Wenn man sich eingehend mit diesem Thema beschäftigen möchte, ist es sinnvoll, zuerst eine Kotprobe an ein Labor zu senden und nach Auswertung der Kotprobe das entsprechende pflanzliche Mittel zu wählen. Es ist nicht ratsam, wahllos Kräuter oder Wurzeln zum Entwurmen zu verwenden, da manche Kräuter giftig sind und außerdem in der Regel nicht wirksam gegen alle Wurmarten sind. Wenn man sich dazu entschließt, ist es wichtig, dass diese Pflanzenstoffe mindestens eine bis drei Wochen lang verfüttert werden und anschließend ein Abführmittel an das Pferd gegeben wird, damit auch alle Würmer wirklich abgehen. Als Abführmittel werden gerne eingeweichte Flohsamenschalen, eingeweichte Leinsamen oder Pflanzenöle verwendet.

Die giftigen Kräuter zum Entwurmen nennen wir hier nicht.

Ungiftige Kräuter, Wurzeln und Samen zum Entwurmen sind: Kokosraspeln, Möhren, Knoblauch, Rote Beete, Kürbissamen, Sauerkraut, Kümmel, Meerrettich. Man gibt davon pro Tag 10 Gramm pro 100 kg Körpergewicht.

Die aktive Anpassung des Immunsystems

Bei Pferden gibt es eine erworbene spezifische Immunität gegen Parasiten und es gibt eine angeborene unspezifische Abwehr. Die erworbene spezifische Immunität schützt das Pferd ganz oder teilweise vor erneuten Parasitenbefall und auch vor den schädigenden Auswirkungen. Die angeborene unspezifische Abwehr schützt durch natürliche physikalische und chemische Barrieren. So sorgen zum Beispiel gesunde Magen- und Darmschleimhäute, eine intakte Darmflora und ein funktionierender Säurehaushalt mit einem entsprechenden ph-Wert für eine gute Abwehr der Magen- und Darmparasiten. Auch T-Zellen und NK-Zellen, sowie Phagocyten und weitere Funktionen des Immunsystems sorgen für eine aktive Anpassung gegen Parasiten. So können Immuneffekte die Vermehrung und Lebensdauer der Parasiten beeinträchtigen oder sie sogar abtöten. Genau deswegen macht es auch Sinn, regelmäßig das Immunsystem der Pferde zu kräftigen und die Schleimhäute des Magens und des Darms entsprechend zu pflegen, sofern die Notwendigkeit dazu besteht.

Vorbeugende und therapiebegleitende Wurmbehandlung in der Naturheilkunde

Unserer Erfahrung nach (die wir aus Berichten von Deganius Kunden gewonnen haben) kann bei Wurmbefall Propolis gegeben werden. Propolis ist das Kittharz der Bienenvölker. Es trägt zur Kräftigung des Immunsystems bei und kann deshalb an Pferde gegeben werden, die des öfteren zu starkem und und ständig wiederkehrendem Wurmbefall neigen. Man kann einmal täglich zwei Gramm geschnittenes Propolis oder Propolispulver pro 100 kg Körpergewicht geben, für mindestens 3 Wochen. Von Propolistinktur ist abzuraten, da es meist 80 Teile Alkohol und maximal 20 Teile Propolis enthält. Der Wirkstoffgehalt von Propolistinktur ist somit sehr gering. Nach einer dreiwöchigen Gabe von Propolis sollte der Kot der Pferde auf Wurmeier und -Larven untersucht werden.

Es gibt unseres Wissens nach wissenschaftliche Hinweise darüber, dass Propolis die Wurmlarven und -Eier abtöten kann (siehe Quelle). Es wird zudem vermutet, dass durch die verstärkte Abwehrlage im Darm der Aufenthalt für Würmer sehr ungemütlich wird.

Zusätzlich können für intakte Schleimhäute in Magen und Darm Flohsamenschalen verfüttert werden. Sie dienen dem Schutz und Aufbau der Schleimhäute. Das macht zum Beispiel Sinn, wenn die Schleimhäute durch starken Parasitenbefall angegriffen worden sind, oder wenn das Pferd regelmäßig Medikamente erhielt, welche die Schleimhäute schädigten. Allgemein können Magenprobleme darauf hindeuten, dass die Schleimhäute des Pferdes nicht mehr intakt sind.

Herr Kanne Senior sprach schon immer von der wurmverhindernden Wirkung seines Fermentgetreides. Daher kann man durchaus den Einsatz des verdauungsfördernden und die die stabile Magen- und Darmflora unterstützenden Kanne-Fermentgetreides erwägen. Wenn das Pferd allerdings keine Blähungen, kein Kotwasser und keine breiigen Pferdeäpfel hat, kann man von der Gabe der verdauungsfördernden Bakterien durchaus absehen.

Geeignete Deganius-Produkte

Deganius Magen&Darm

Diese Kräutermischung enthält gerbstoffhaltige und bitterstoffhaltige Kräuter. Es wird im Internet behauptet: Gerbstoffe und
Bitterstoffe können Würmer austreiben. Da dies nicht wissenschaftlich untersucht wurde, empfehlen wir nach einer vierwöchigen Gabe von Magen&Darm eine Kotprobe auf Würmer und Wurmeier untersuchen zu lassen.

Flohsamenschalen

Zum Schutz und Aufbau der Schleimhäute im Magen-Darm-Trakt. Täglich etwa fünf Gramm Flohsamenschalen pro 100kg Körpergewicht geben. Die Flohsamenschalen sollten unter das gewohnte Futter gemischt werden. Dann mit ein bis zwei Liter Wasser das Futter anfeuchten. Die Flohsamenschalen werden vier Wochen lang gegeben.

Kanne Fermentgetreide

Kanne Fermentgetreide enthält verdauungsfördernde Milchsäurebakterien zur Unterstützung der Magen- und Darmflora. Es wird einmal täglich zehn Gramm pro 100kg Körpergewicht gegeben, insgesamt 4 Wochen lang.

Bei sehr starker Verwurmung können Propolis, Kanne Fermentgetreide und Flohsamenschalen einmal am Tag aus einem Eimer gegeben werden. Achtung: Diese drei Zutaten dienen nach offizieller Lehrmeinung nicht der Entwurmung. Sie sorgen allerdings unserer Erfahrung nach für unangenehme Lebensbedingungen für Parasiten. Diese Kombination macht demnach Sinn, wenn Pferde in der Vergangenheit sehr oft unter starkem Wurmbefall litten. Eine explosionsartige Vermehrung von Parasiten und deren Eiern kann dadurch kontrolliert, aber nicht komplett verhindert werden.

Quellen

Bioassay of Egyptian Propolis on Toxocara vitulorum Adult Worms

Bildquellen

  • pferdewurm: Fotolia 65754660

Ein Kommentar to “Pferd verwurmt, was tun? Das aktuelle Würmer-Wissen”

  1. Dr Anne Becher

    Dieser Artikel gefällt mir sehr gut, da er die große Bedeutung des Immunsystems bei der Wurmbekämpfung darstellt.

    Allerdings bitte ich darum, im Fall von Pferden die nach den Regeln der Selektiven Entwurmung gegen Kleine Stongyliden chemisch entwurmt werden sollten (Ergebnis > 200 EpG Eier pro Gramm Kot), die Wirkung einer rein pfanzlichen Entwurmung mit wiederholten und regelmässigen Kotuntersuchungen zu überprüfen. Gerade die klassischen hohen Eiausscheider (erwachsene Pferde mit wiederholten Untersuchungsergebnissen > 500 EpG) stellen eine Infektionsgefahr für alle anderen Pferde auf der Weide dar, wenn sie unerkannt hohe Mengen an Wurmeiern ausscheiden.

    Für diese Pferde hat die Schulmedizin noch keine andere Behandlungsmethode gefunden als die regelmässige Entwurmung. Wenn Sie solche Fälle kennen, die mit pflanzlichen Mitteln langfristig Ergebnisse < 200 Epg liefern, freue ich mich, wenn Sie sich bei mir melden unter http://www.EntwurmungPferd.de | Wissen über Kotprobe und Wurmkur