Kolik des Pferdes – was tun?

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Pferd Warmblüter liegt Kolik

Wildpferde haben selten Koliken, weil sie sich viel bewegen und natürlich ernähren. Im Gegensatz dazu kommen bei Hauspferden immer wieder Verdauungsprobleme vor. Mit dem richtigen Fütterungsmanagement und mehr Bewegung lassen sich Verdauungsstörungen vorbeugen. Wenn es doch mal zur Kolik kommt, wie kann sie erkannt werden, welche Symptome zeigt das Pferd, wie sind sie einzuschätzen und was ist zu tun bis der Tierarzt kommt?

Gleich vorab: *Checkliste Kolik* as PDF zum Ausdrucken für das schwarze Brett im Stall

Im Gegensatz zum Wildpferd neigt das Hauspferd zu Verdauungsstörungen, denn die Fress- und Haltungsgewohnheiten der Hauspferde sind teilweise nicht artgerecht. Das Wildpferd bewegt sich ausgiebig und nimmt fast ständig Futter in kleinen Mengen und naturbelassenem Zustand auf. Wildpferde können ihre Pflanzen selektiv aufnehmen. Hingegen leiden Hauspferde unter Bewegungsmangel, wodurch die Darmgesundheit beeinträchtigt wird. Sie werden meist nur wenige Male pro Tag gefüttert und nehmen dann große Mengen auf einmal auf. Unsere Hauspferde erhalten dafür oft gehäckseltes, gepresstes, parfümiertes, gefärbtes oder wärmebehandeltes Futter. Darüber hinaus bekommen Hauspferde oft zu viel energiereiches Kraftfutter, deutlich über den Erhaltungsbedarf hinaus. Sie dürfen auch ihre Pflanzen nur selten selektiv aufnehmen. Die unnatürliche Fütterungsweise von Hauspferden führt oft zu einer gestörten Darmflora. Dabei entstehen Blähungen und Gifte im Darm (Endotoxine), die wiederum gestörte Darmbewegungen nach sich ziehen können, mit der Folge von Abklemmungen, Verlagerungen oder Drehungen des Darms.

Wie verhalte ich mich bei Kolik richtig?

Kolik bedeutet bei Pferden, dass sie Bauchweh haben, zum Beispiel ein unangenehmes Ziehen, Verspannungen oder schmerzhafte Krämpfe. Im Verdauungssystem liegt ein Problem vor und der Schmerzgrad kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein.

Wenn Sie den Verdacht haben sollten, dass Ihr Pferd eine Kolik haben könnte, rufen Sie bitte als erstes sofort den Tierarzt! Denn es ist schwierig zu erkennen, in welche Richtung sich die Kolik entwickeln könnte. Es kann sein, dass das Pferd in Kürze wieder in Ordnung ist, genauso kann es aber auch sein, dass das Pferd in eine schwerwiegende Kolik hinein gleitet, obwohl es sich im Moment noch einigermaßen ruhig verhält.

Das Pferd sollte an einen ruhigen, geschützten Ort gebracht werden. Entfernen sollte man alles Futter. Stroh sollte ebenfalls aus dem Stall genommen werden, da manche Pferde es fressen würden. Am besten steht das Pferd auf einem weichen Untergrund aus nicht fressbarem Material. Wasser sollte immer zur Verfügung stehen. Eimer und andere Gegenstände sollten aus der Box entfernt werden, damit sich das Pferd nicht versehentlich verletzen kann. Das Stallhalfter sollte abgezogen werden, damit es beim Liegen nicht auf die Gesichtsnerven drückt und Schmerzen verursacht.

Bringen Sie Ruhe in die Situation, sprechen Sie das Tier freundlich an, damit es sich nicht fürchtet. Falls das Pferd laufen möchte, unterstützen Sie es, denn eine Gasblase im Darm kann sich dabei lösen oder verrutschte Darmschlingen können wieder in ihre ursprüngliche Position gleiten. Das kann dem Pferd Erleichterung bringen.

Wichtig: Auf keinen Fall sollte das Pferd mit Gewalt aufgetrieben werden, damit es sich bewegt und läuft. Es darf sich hinlegen, wenn es möchte. Unnötiger Stress durch Druck oder Gewalt wird die Kolik nur noch verschlimmern und der Schmerz wird sich dadurch verstärken.

Kolik Checkliste: Erkennen von Kolik-Symptomen

Die verschiedenen Schweregrade einer Kolik lassen sich wie folgt an den Symptomen unterscheiden. Die Kapillarfüllzeit ist die Zeit, die die feinsten Blutgefäße (die Kapillaren) benötigen, um nach Daumendruck wieder mit Blut vollzulaufen. Praktischerweise wird bei einer Kolik der Druck an der Schleimhaut im Maul des Pferdes ausgeübt.

Wenn das Pferd Koliksymptome vom ersten bis fünften Grad zeigt, sollte grundsätzlich sofort ein Tierarzt gerufen werden.

Leichte Kolik – erster Grad

Pferd ist leicht schläfrig, steht oder liegt ruhig, häufiges Gähnen.

  • Puls: 40-50 Herzschläge pro Minute
  • Zahnfleisch: Farbe normal bis leicht blass, Kapillarfüllzeit: 1 – 1,5 Sekunden
  • Darmgeräusche: unterschiedlicher Art, manchmal klickende Gasgeräusche

Mäßige Kolik – zweiter Grad

Pferd wirkt abwesend, ist aber noch ansprechbar, wirkt unruhig und legt sich öfter hin, schlägt mit dem Schweif, wendet den Kopf zum Bauch hin, scharrt und stampft mit den hinteren Hufen auf.

  • Puls: 50 – 55 Herzschläge pro Minute
  • Zahnfleisch: normal bis stark rosa, Kapillarfüllzeit: 1,5 – 2 Sekunden
  • Darmgeräusche: unterschiedlicher Art, manchmal klickende Gasgeräusche

Heftige Kolik im Frühstadium – dritter Grad

Pferd wirkt unruhig und unaufmerksam, legt sich ab und an hin, wälzt sich, schwitzt deutlich, schlägt nach dem Bauch, beißt in Richtung Flanken.

  • Puls: 55 – 65 Herzschläge pro Minute
  • Zahnfleisch: rötlich oder bläulich, Kapillarfüllzeit: zwei bis drei Sekunden
  • Darmgeräusche: unterschiedlicher Art, manchmal klickende Gasgeräusche

Sehr heftige Kolik im fortgeschrittenen Stadium – vierter Grad

Pferd ist vom Schmerz stark benommen, Umgebung wird ausgeblendet, lässt sich plötzlich zu Boden fallen, schlägt stark um sich.

  • Puls: 65 – 100 Herzschläge pro Minute
  • Zahnfleisch: schmutzfarben, Kapillarfüllzeit: drei Sekunden und länger
  • Darmgeräusche: keine vorhanden, sehr selten kurzes Blubbern oder Klicken hörbar

Extrem heftige Kolik im weit fortgeschrittenen Stadium – fünfter Grad

Pferd wirkt starr und kann nicht mehr auf Ansprache reagieren, es liegt am Boden und kann nicht stehen, wirkt so, als würde es keinen Schmerz mehr wahrnehmen.

  • Puls: nicht regelmäßig und mehr als 100 Herzschläge pro Minute
  • Zahnfleisch: weiß bis schmutzfarben, Kapillarfüllzeit: mehr als drei Sekunden
  • Darmgeräusche: nicht vorhanden, sehr selten Blubbern oder Klicken hörbar

Wenn der Tierarzt kommt

Der Tierarzt kann gleich ein Entkrampfungsmittel spritzen. Eventuell wird eine Bauchpunktion durchgeführt. Dabei wird eine lange, feine Nadel durch die Wand des Unterbauches geführt und Flüssigkeit vom Bauchraum entnommen. Die Flüssigkeit wird anschließend analysiert und es kann besprochen werden, ob eine Operation notwendig ist. In vielen Fällen kann durch rechtzeitige Maßnahmen eine Operation vermieden werden. Mit dem Tierarzt sollte die Ursache der Kolik herausgefunden werden, eine Fütterungsumstellung kann notwendig sein.

Was kann ich vorbeugend tun, damit das Pferd erst gar nicht in eine Kolik rutscht?

Das A und O sind ausreichend sauberes Wasser und entsprechend große Mengen Heu oder Wiesengras zu füttern. Wer mit Heu oder Wiesengras geizt, provoziert Koliken, da der Rohfasergehalt im Futter zu gering ist und die Verdauungssäfte dann nicht richtig ins Fließen kommen. Hat man im Sommer eine überständige, hochstehende Wiese mit stengelreichem Gras, muss man nicht zwingend Heu zum Wiesengras geben. Die Fresszeit sollte über den Tag verteilt mindestens fünf Stunden betragen, gerne auch mehr, je nach Gewicht des Pferdes. Bei normalgewichtigen Pferden sollten mindestens zwei Kilo Heu pro 100 Kilo Körpergewicht am Tag gefüttert werden, bei übergewichtigen Pferden 1,7 Kilo Heu pro 100 Kilo Körpergewicht.

Für hochaktive Sportpferde sind maximal 300 Gramm Kraftfutter pro 100 Kilo Körpergewicht in vielen Fällen ausreichend. Pferde von Freizeitreitern benötigen meist nur 200 Gramm Kraftfutter pro 100 Kilo Körpergewicht pro Tag. Pferde im Erhaltungsbedarf können auf Kraftfutter ganz verzichten oder sie erhalten lediglich eine kleine Handvoll. Große Mengen Kraftfutter, die auf einmal gegeben werden, können massive Koliken auslösen!

Zahnlose, ältere Pferde oder Pferde mit abgeschabtem Gebiss benötigen große Mengen gut eingeweichtes Futter, damit sie nicht zu Kolik neigen. Man kann täglich pro 100 Kilo Körpergewicht bis zu zwei Kilo trockene Cobs plus Wasser füttern (z.B. eine Mischung aus Heucobs, Luzernecobs, Rübenschnitzel und Maiscobs aus der ganzen Pflanze). Zusätzlich kann weiches, kurzes Heu gereicht werden (zweiter Heuschnitt).

Ausreichend Bewegung ist ein wichtiger Punkt bei Pferden, die zu Kolik neigen. Bewegung fördert einen gut durchbluteten Darm und aktive Darmbewegungen und sorgt so für die gesunde Verdauung. Blähungen lösen sich durch Bewegung schnell, Abklemmungen, Drehungen und Verlagerungen des Darms zeigen sich tendenziell seltener, wenn Pferde täglich ausreichend Auslauf erhalten.

Die Entwurmung ist ebenfalls von Bedeutung. Zwei- bis viermal im Jahr sollte eine Entwurmung stattfinden, je nach Wurmpopulation und Alter des Pferdes, denn dies beugt Koliken vor. Homöopathische Mittel können keine Würmer abtöten! Davon zu unterscheiden sind entsprechende Kräutermischungen, die dazu dienen können, Würmern ein ungemütliches Milieu im Darm zu präsentieren, damit nicht so oft entwurmt werden muss. Es gibt auch giftige Kräuter zum Entwurmen, davon sollte man sich jedoch besser fernhalten. Nach Gabe einer Wurmpaste vom Tierarzt können Leinsamen oder Flohsamen hilfreich sein, um Schleimhäute in Magen und Darm zu beruhigen.

Passend dazu unser Artikel im Blog: Pferde entwurmen – wie den Darm unterstuetzen?

Große Mengen Pflanzenöl sollte Pferden nicht zum Futter gereicht werden, denn auch dies kann Koliken fördern. Kleine Mengen kaltgepresster Pflanzenöle dienen der Gesundheit, circa 10 Milliliter Öl pro 100 Kilo Körpergewicht am Tag. Raffinierte Öle (gewonnen durch Einsatz von Hitze und Chemikalien) sollten zwingend gemieden werden, da diese Öle verdauungsstörende Chemikalien enthalten.

Die Deganius Empfehlungen bei Neigung zu Kolik

Kamille, Schafgarbe

KamilleSchafgarbe

Bei empfindlichem Magen und Darm: Zur Entspannung und Besänftigung des Magen-Darm-Traktes. Beruhigen die Verdauungsorgane, zum Beispiel wenn das Pferd Verspannungen in Magen oder Darm aufweist und Neigung zu Koliken zeigt. Täglich sechs Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht, bei Bedarf auch die doppelte Menge füttern. Mindestens sechs Wochen lang geben.

Weißdorn, Mistel

Weißdorn Kräuter getrocknet geschnittenMistelkraut geschnitten

Bei Kreislaufkolik, verursacht durch starken Wetterwechsel oder bei schwülem Wetter, kann dem Pferd zur Unterstützung des Herzens Weißdorn gegeben werden. Es ist das Mittel der Wahl für gesunde Herzleistung. Gefördert wird die gute Durchblutung des Herzens und der Herzmuskel wir gestärkt. Der Kreislauf wird ebenfalls unterstützt. Weißdorn enthält natürlicherweise Flavonoide wie Quercetin und Procyanidine für die gesunde Herzfunktion. In seltenen Fällen kann Weißdorn müde machen, dann ist Mistel die richtige Wahl. Weißdorn kann dauerhaft gefüttert werden, wird kombiniert mit Kamille oder Schafgarbe, genauso wie die Mistel. Täglich sechs Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht, mindestens sechs Wochen geben.

Deganius Magenzart

Deganius Magenzart

Bei zu viel Bildung von Magensäure können gereizte Magen- und Darmschleimhäute entstehen, ein sogenannter Stressmagen entsteht, der zu Koliken in Magen und Darm führen kann. Zur Beruhigung des Magens und des Darm ist Deganius Magenzart hervorragend geeignet. Täglich 10 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht füttern, mindestens sechs Wochen lang.

Deganius Magen&Darm

Deganius Magen&Darm

Diese Kräutermischung enthält Bitterstoffe und Gerbstoffe zur Stärkung des Magens und des Darms. Verdauungssäfte kommen ins Fließen und regen die aktive Verdauung an. Der Gallesaftfluss von der Leber zum Darm wird gefördert und Schadstoffe können leichter abtransportiert werden. Gesundheitsfördernde enzymatische Prozesse der Leber werden durch Bitterstoffe unterstützt. Täglich 10 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht füttern, mindestens sechs Wochen lang.

Leinsamen, Flohsamenschalen

LeinsamenFlohsamenschalen

Leinsamen und Flohsamen enthalten Schleimstoffe: Sie sind zum Aufbau intakter und robuster Schleimhäute für Magen und Darm empfehlenswert und können immer wieder zwischendurch gefüttert werden. Wenn der Kot zu fest ist, ist die Gabe sinnvoll. Ebenso im Anschluss an eine Wurmkur für zehn Tage, dadurch können sich die Schleimhäute schnell wieder erholen. Täglich sechs Gramm Flohsamenschalen pro 100 Kilo Körpergewicht füttern. Von den Leinsamen gibt man 10 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht. Beides circa sechs Wochen lang ins feuchte Futter geben.

Bei bekannten Verengungen des Darms sollten weder Leinsamen noch Flohsamen gefüttert werden.

Pflanzenkohle

Pflanzenkohle für Pferde bei Blähungen, Durchfall, Kotwasser

Die traditionelle Pflanzenkohle wird sofort gefüttert, wenn das Pferd unerwünschte Futtermittel aufgenommen hat, zum Beispiel unterwegs giftige Pflanzen gefressen hat. Sie wird nicht zusammen mit Kräutern, Leinsamen oder Flohsamen gegeben. Man gibt Pflanzenkohle circa zehn Tage lang und erst anschließend Kräuter mit Flohsamen oder Leinsamen. Die Alternative wäre: Pflanzenkohle separat und Kräuter, Leinsamen oder Flohsamen im Abstand von 12 Stunden füttern. Täglich zehn Gramm Pflanzenkohle pro 100 Kilo Körpergewicht geben, zehn Tage lang.

Bildquellen

  • Kamillenblueten: Deganius
  • schafgarbenkraut: Deganius
  • Weißdorn getrocknet geschnitten: Deganius
  • Deganius Magenzart: Deganius
  • Deganius Magen&Darm: Deganius
  • Leinsamen: Deganius
  • Flohsamen: Deganius
  • Pflanzenkohle: Deganius