Das dicke Pferd
Manche Pferderassen neigen dazu, dick zu werden. Robustpferde wie Dülmener, Fjordpferde, Isländer, Haflinger, Shettys und weitere gehören dazu. Evolutionsbedingt sind diese Rassen darauf ausgelegt, mit magerer Kost auszukommen. Das soll aber nicht heißen, dass man in der Fütterung seines Pferdes an Mineralien, Spurenelementen, Vitaminen und Protein sparen sollte. Im Gegenteil – Pferde mit einer ausgewogenen Ernährung stopfen nicht alles wahllos in sich hinein. Sind Mängel im Futter vorhanden, versucht das Pferd aber zu kompensieren. Es wirkt immer hungrig und muss ständig fressen, weil bestimmte Nährstoffe im Futter fehlen. Mit dem Versuch wie ein Staubsauger jedes Krümelchen zu inhalieren, versucht der Körper den Mangel auszugleichen. Dann sollte man die Fütterung wirklich kritisch unter die Lupe nehmen.
Wo ist der Unterschied: dick, lymphatisch oder anatomisch bedingt?
Ab wann gilt ein Pferd als dick? dick, lymphatisch oder anatomisch bedingt?
Was ist dick? Ein Pferd wird dick, wenn es zu viele Kalorien aufnimmt, und diese nicht verbrauchen kann. Die überschüssigen Kalorien setzen sich dann als Fett im Gewebe ab und das Pferd wirkt rundlich. Muskeln sind dann kaum noch zu erkennen. Auch polsterartige Fetteinlagerungen können entstehen. Was ist aber, wenn das Pferd gar nicht dick im herkömmlichen Sinne ist, sondern nur dick aussieht? Es gibt dafür verschiedene Gründe.
Die Anatomie
Ein Pferd mit Hohlkreuz (Tragerschöpfung) und schwacher Muskulatur hat manchmal einen kugelrunden, nach vorne fallenden dicken Bauch und kann sonst sogar rippig und dünn sein. Hier helfen entsprechende Gymnastik für die Wirbelsäule und Übungen zur Stärkung der Muskulatur.
Verdauungsstörungen
Das aufgegaste Pferd hat einen kugelrunden Bauch, weil es unter Blähungen leidet. Es ist aber nicht wirklich dick! Wenn die Verdauungsstörung behoben wird, kann es wieder schlank wirken. Eine Futterumstellung und entsprechende Kräuter können hier hilfreich sein.
Überlastetes Lymphsystem
Wenn sich Wasser im Gewebe sammelt, kann das Pferd ebenfalls dick wirken. Es ist aber nicht dick, sondern der Lymphfluss ist gestört. Wird das Pferd mehr bewegt, die Fütterung angepasst und Kräuter für einen regen Lymphfluss gegeben, hat sich dieses Phänomen in Kürze erledigt.
Krankheiten, die zu Übergewicht führen
Es gibt bei Pferden unterschiedliche Erkrankungen, die zu Übergewicht führen können. Schilddrüsenunterfunktion kann eine Ursache sein. Auch Diabetes oder EMS (Euqines Metabolisches Syndrom) können zu Fettdepots im Körper führen. Zusammenfassend lässt sich sagen: Ein verlangsamter Stoffwechsel kann zu Übergewicht des Pferdes führen, mit vielfältigen Ursachen.
Ausgewogene Ernährung
Auch bei tatsächlich dicken Pferden mit Fetteinlagerungen sollte pro Tag mindestens 1,7 kg Heu pro 100 kg Körpergewicht gefüttert werden. Wer sein Pferd auf die Weide lässt, sollte das Weidegras täglich portionieren und mit Elektroband abstecken. Eventuell muss nachts noch ein wenig Heu zugefüttert werden. Im Winter sollte bei Temperaturen um Null Grad herum circa 30 Prozent mehr Raufutter gegeben werden, da das Pferd für die Thermoregulation mehr Energie benötigt.
Allgemein lässt sich als Faustregel feststellen: Das Pferd sollte über den Tag verteilt mindestens fünf Stunden fressen dürfen. Wer weniger Heu oder Gras füttert, riskiert Koliken und andere schwere Verdauungsstörungen. Dann ist der Tierarzt nicht mehr weit! Auch deutliche Verhaltensstörungen lassen sich bei Pferden mit zu wenig Raufutter beobachten, zum Beispiel Agressivität gegenüber Artgenossen oder Menschen. Bissspuren im Fell sind ein deutlicher Hinweis! Konzentrationsstörungen, innere Unruhe und Gereiztheit können ebenfalls auftreten.
Der Zuckergehalt im Heu liegt idealerweise bei unter zehn Prozent. Das zuckerarme Heu lässt sich aber nicht immer so organisieren und manchmal muss man dann doch Heu mit höherem Zuckergehalt füttern. Mit einem Refaktometer kann man den Zuckergehalt des Heus messen. Entsprechend kann der Einkauf angepasst werden, falls man die Möglichkeit dazu hat.
Kraftfutter sollte bei dicken Pferden entweder gar nicht oder nur in Minimengen gefüttert werden: 50 Gramm Kraftfutter pro 100 kg Körpergewicht am Tag sind vertretbar. Das hat sich bewährt, wenn alle anderen Pferde morgens im Stall ihr Kraftfutter erhalten. Pferde wollen gerecht behandelt werden. So geht auch ein dickes Pferd bei der morgendlichen Kraftfuttergabe nicht leer aus.
Idealerweise enthält das Kraftfutter wenig Kohlenhydrate, denn diese werden im Körper zu Zucker umgewandelt. So kann man an dicke Pferde zum Beispiel eingeweichte Luzernecobs oder Heucobs füttern. Hafer oder Gerste enthalten deutlich mehr Kohlenhydrate. Rübenschnitzel sind mit viel Zucker ausgestattet und daher auch nicht so ideal für fettleibige Pferde.
Mineralfutter ist ratsam, da es einem Mineralienmangel vorbeugt und so zu einem gemässigterem Fressverhalten beiträgt. Denn Pferde, denen Nährstoffe fehlen, stopfen alles in sich hinein, um den Mangel ausgleichen.
Kräuter können bei Fettleibigkeit unterstützend sein, da sie zu einem gesunden Stoffwechsel beitragen. Als alleinige Maßnahme sind sie jedoch nicht ausreichend.
Leckerlis sollten nur in kleinen Mengen gegeben werden. Täglich mehrere kleine Stücke Karotten, Apfel oder Rote Beete sind zur Belohnung in Ordnung. Der Zuckergehalt ist im Gegensatz zum Heu so minimal, dass man sich wirklich nicht Sorgen muss. Zur Erinnerung: Zehn Kilo Heu enthalten rund 1 bis 1,5 kg Zucker. Dagegen sind wenige Stückchen Obst ohne Bedeutung.
Bewegung
Ausreichende Bewegung sind das A und O bei dicken Pferden. Auch Pferde im Offenstall bewegen sich zu wenig. Sie sollten täglich mindestens eine Stunde zusätzlich bewegt werden, sie sollten einmal am Tag ein wenig außer Puste kommen. Bei herzkranken Pferden sollte man das Pferd moderat bewegen, damit das Herz nicht zu stark belastet wird.
Körpergewicht des Pferdes durch Messen ermitteln
Man kann das ungefähre Gewicht des Pferdes ohne Waage ermitteln. Hierfür benötigt man lediglich eine Schnur und einen Zollstock.
Und so funktioniert es: Mit der Schnur wird der Rumpfumfang des Pferdes in Zentimetern ausgemessen. Hierfür die Schnur oben am Widerrist anlegen, hinter den beiden Ellbogen unter dem Unterbauch führen und an der anderen Seite des Widerrists angekommen, die Länge markieren und anschließend in Zentimetern messen.
Dann mit dem Zollstock die Rumpflänge ausmessen. Von der Bugspitze (befindet sich vorne an der Schulter zur Brustmitte hin) bis zum Sitzbeinhöcker (unterhalb der Schweifrübe) auf einer Seite des Pferdes in Zentimetern messen.
Dann berechnen:
Rumpfumfang mal Rumpfumfang mal Rumpflänge geteilt durch 11900 = (ungefähr) Körpergewicht in Kilo
Rechenbeispiel:
Mein Pferd hat einen Rumpfumfang von 160 cm und eine Rumpflänge von 150 cm. Dann rechnet man 160 mal 160 mal 150 geteilt durch 11900 = 322 Kilo Körpergewicht. So einfach geht das.
Die Deganius Empfehlungen
Stoffwechselkräuter
Deganius Haut&Kleid kann für den gesunden Stoffwechsel des Pferdes gefüttert werden. Es enthält Brennnessel, Labkraut, Goldrute, Löwenzahn und Bärlauch. Beim Abnehmen des Tieres kann es ein wenig unterstützen, zusätzlich mit anderen Maßnahmen.
Kräuter zur Unterstützung des Lymphsystems
Hauhechelwurzel, Zinnkraut, Brennnessel und Goldrute können bei Wassereinlagerungen im Gewebe gefüttert werden. Sie regen den Lymphfluss an, Wasser im Gewebe kann leichter abtransportiert werden und das Pferd wird dadurch schlanker. Die Kräuter können einzeln oder in Kombination gefüttert werden, je nach Bedarf.
Verdauungskräuter
Deganius Magen&Darm in Kombination mit Leinsamen oder Flohsamen kann die Verdauung regeln. Bei aufgegasten Pferden mit Blähungen kann man es regelmässig füttern.
EMS oder Diabetes
Ingwer oder Knoblauch können bei EMS oder Diabetes unterstützend sein. Beide können abwechselnd für mehrere Wochen oder Monate mit Magenschleimhautschutz (eingeweichte Flohsamen oder Leinsamen) gegeben werden.
Schilddrüse
Bei Unterfunktion der Schilddrüse empfehlen wir, einen Tierarzt hinzuzuziehen. Ist die Unterfunktion der Schilddrüse auf Jodmangel zurückzuführen, kann überlegt werden, die Fütterung dauerhaft mit kleinen Mengen des jodhaltigen Knotentangs Ascophyllum nodosum (Seetang) zu ergänzen. Bei Überfunktion der Schilddrüse sollte man keinen Seetang füttern, da es den Zustand der Schilddrüse sonst verschlimmern kann.
Vitamin- und Mineralienmangel vorbeugen
Salvana Pferdemineral ist ein Basis-Mineralfutter für Pferde mit allen lebensnotwendigen Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen. Bei Mangelerscheinungen mit übermässiger Fresslust kann Salvana Pferdemineral ausgleichend sein.
Sommerschön Minerale kann bei hautempfindlichen Pferden gefüttert werden, um Mängel im Futter auszugleichen. Es enthält allerdings wenig Zink und Selen und bei bekanntem Zink- und Selenmangel der Böden sollten diese Spurenelemente zusätzlich gegeben werden.