Cushing bei Pferden – welche Kräuter machen wann Sinn?

Unter anderem kann ein dicker, rippiger Pendelbauch ein Hinweis für Cushing sein.
Pferde mit Cushing können mit Medikamenten oder mit Kräutern symptomatisch und ursächlich unterstützt werden. Symptomatisch, damit es dem Pferd möglichst schnell besser geht und ursächlich, damit die Krankheit nicht so schnell fortschreitet. Wir klären hier im Blog darüber auf, wann Prascend oder Pergolid-Tabletten vom Tierarzt besser sind und wann Kräuter gefüttert werden können.
Wie entsteht Cushing?
Equine Cushing Desease (ECD oder neuerdings PPID genannt [Pituitary Pars Intermedia Dysfunction]) wird als typische Wohlstandserkrankung bei Pferden bezeichnet. Bei dieser Krankheit entstehen freie Radikale in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse). Dadurch wird die Ausschüttung von Dopamin reduziert und die Zellen der Hirnanhangdrüse vergrößern sich. Die Folge ist eine extreme Ausschüttung des Hormons ACTH, welches über die Blutbahn in die Nebenniere gelangt. Dadurch produziert die Nebenniere in deutlichem Maße mehr Cortisol. Es entstehen die typischen Cushing-Symptome beim Pferd.
Die Ursachen für Cushing können sein:
- Ein Tumor im Bereich der Hirnanhangdrüse
- Die Behandlung mit Cortison
- Ernährungsbedingte Stoffwechselstörungen
- Dysfunktion der Pars Intermedia (Dopaminmangel)
Üblicherweise wird zur Diagnose von Cushing der ACTH-Bluttest empfohlen. Wenn dessen Wert erhöht ist, geht man von Cushing aus. Leider ist dieser Test nicht ganz sicher, da Alltagsstress des Pferdes das Ergebnis verfälschen kann. Wenn der Verdacht für Cushing nahe liegt, wird empfohlen, einmal pro Jahr den ACTH-Bluttest durchführen zu lassen. Zur exakten Diagnose wird eine CT-Diagnostik der Hirnanhangdrüse empfohlen, denn nur dann kann ein Tumor sicher erkannt werden. Diese Untersuchung ist sehr teuer.
Einige Pferde mit Cushing haben zeitgleich eine Insulinresistenz. Bei Insulinresistenz reagieren die Körperzellen vermindert auf die Signale des Hormons Insulin. Diese sollte zusätzlich behandelt werden, damit eine Therapie erfolgreich sein kann. Der Blutzuckerspiegel des Pferdes sollte gesenkt werden. Eine Ernährungsumstellung und Bewegungstherapie sind dann notwendig.
Symptomatik bei Cushing
Durch den erhöhten Cortisolspiegel im Blut ist mit einer immunhemmenden Wirkung zu rechnen. Bei Pferden ist deshalb eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen und auch für Hufrehe zu beobachten.
Weitere typische Symptome bei Cushing Pferden sind außerdem: Lockiges Fell, Fellwechselprobleme, plötzlicher Haarverlust, Abmagerung, Müdigkeit, Kreislaufkolik, vermehrtes Trinken und Harnlassen, Sehstörungen, Gewichtsverlust mit dickem Bauch (Pendelbauch), Muskelrückgang, deutliches Schwitzen, Unfruchtbarkeit, Sehnenentzündungen, Herz- und Kreislaufprobleme, Stoffwechselentgleisungen mit kreuzverschlagähnlichen Symptomen, erhöhter Blutzuckerspiegel, schwer behandelbare Durchfälle oder Kotwasser und Knochenprobleme.
Es treten nicht alle oben aufgeführten Symptome auf einmal auf, sondern meistens entwickelt das Pferd zwei bis vier der genannten Symptome.
Benötigt mein Pferd Medikamente oder Kräuter?
Bei dem sogenannten echten Cushing wird üblicherweise das Medikament Prascend verschrieben.
Bei scheinbarem (sogenanntem Pseudo-) Cushing handelt es sich um eine Ansammlung von Symptomen, die durch erhöhten Cortisolspiegel im Blut des Pferdes entstehen, der durch Stress im Leben des Pferdes verursacht wird. Wenn es sich also nicht um echtes Cushing (PPID) handelt, benötigt das Pferd keine Medikamente. Hier können Stressreduktion, mehr Bewegung, eine Futterumstellung mit Stoffwechselkräutern und entsprechenden Mineralien sehr hilfreich sein.
Bei echtem Cushing wird bei mittelstarker bis starker Symptomatik vom Tierarzt Prascend oder Pergolid verschrieben. Geht es dem Pferd damit besser, ist es ein starker Hinweis, dass es sich tatsächlich um echtes Cushing handelt.
Bei Bedarf können Einzelkräuter oder Kräutermischungen gefüttert werden, um das Pferd zusätzlich zu unterstützen. Es ist vom Befinden des Pferdes abhängig, ob es es ausreicht, nur die Tabletten zu geben.
Bei einer ganz leichten Form von Cushing mit wenig Symptomen, möchten manche Pferdehalter unserer Erfahrung nach die Medikamente absetzen. Wer die Medikamente absetzen möchte, sollte sich unbedingt vom Tierarzt beraten lassen. Pergolid oder Prascend sollten über mindestens vier Monate ausgeschlichen, also immer weiter reduziert werden. Zeitgleich können Mönchspfeffersamen langsam eingeschlichen werden. Falls man den Eindruck hat, dass das Pferd in dieser Zeit abbaut, sollte man diesen Prozess unter tierärztlicher Begleitung rückgängig machen.
Wegen seiner dopaminähnlichen Wirkung (Dopaminagonist) senkt Mönchspfeffer die Prolaktinkonzentration (Hormon der Hirnanhangdrüse) im Blut und reguliert auf diese Weise das hormonelle Gleichgewicht. Ein Dopaminagonist ist ein Stoff, der wie Dopamin im Körper des Pferdes wirkt und Dopamin-Rezeptoren anregt.
Es gibt eine Mönchspfeffer-Studie der Freien Universität Berlin. Anhand der erhobenen Daten konnte ein positiver Effekt eines mönchspfefferhaltigen Präparates auf die klinische Symptomatik von an Cushing erkrankten Pferden festgestellt werden.
Darf mein Cushing-Pferd grasen?
Bei Cushing-Pferden sind die Empfehlungen ähnlich wie die für Hufrehepferde. Man sollte das Grasen in Drei-Minuten-Schritten steigern. Die tägliche Gesamtmenge an Frischgras ist individuell, lieber etwas weniger als zu viel. Man sollte sich vorsichtig herantasten, welche Mengen vom Pferd vertragen werden.
- Nach frostigen Nächten die Pferde lieber am späten Nachmittag oder abends grasen lassen. Morgens enthält das Gras vermehrt Fruktan, was Hufrehe fördern kann.
- Bei warmem Wetter über 20 Grad mit bedecktem Himmel können Cushing-Pferde tagsüber grasen. Auch bei warmer Wetterlage mit Sonnenschein, jedoch feuchtem Boden, können rehegefährdete Tiere grasen. Fruktanspeicher im Weidegras werden bei diesen klimatischen Bedingungen abgebaut.
- Das Gras sollte schon relativ gut gewachsen sein, etwa 20 cm hoch, auch dann ist der Fruktangehalt geringer. So können auch empfindliche Pferde in den Genuss von Frischfutter kommen.
- Alternativ kann man unterwegs kleine Pausen beim Reiten einbauen, damit das Pferd längeres Frischgras probieren kann.
Welche Sorten Zusatzfutter darf ich geben?
Man sollte stärke-, fruktan- und zuckerarm füttern. Aufgrunddessen sollten bei Pferden mit Neigung zu Cushing Getreide, Mash, Rübenschnitzel, Kleie, Mais, Brot, Semmeln und Müsli vermieden werden. Ein adäquater Ersatz sind eingeweichte Cobs aus Luzerne, Esparsette oder Heu. Bei Heucobs gilt es, darauf zu achten, dass es keine Cops aus frischem Gras sind.
Calcium aus der Luzerne wir nur eingeschränkt vom Körper aufgenommen, da die enthaltenen Oxalate Calcium an sich binden. Von den Cobs kann man täglich maximal 200 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht geben.
Auch Esparsettencobs können gefüttert werden: 50 Gramm pro 100 kg Körpergewicht am Tag. Aufgrund der enthaltenen Gerbstoffe nicht zu viel geben! Gerbstoffe sind in kleinen Mengen gesund, in größeren Mengen reizen sie die Schleimhäute in Magen und Darm.
Heu sollte immer in der Heuraufe liegen, da Cushing-Pferde meist eher zu dünn sind. Als Faustregel gilt: mindestens zwei Kilo Heu pro 100 Kilo Körpergewicht. Bei Temperaturen um die Null Grad benötigen Pferde 30 Prozent mehr Raufutter für die Energiegewinnung, auch mollige Pferde benötigen dann mehr Futter. Der erste Heuschnitt im Jahr ist für Cushing-Pferde gut geeignet, besser als der zweite.
Früchte und Gemüse nur in kleinen Mengen füttern oder ganz weglassen. Zumindest im Akutstadium sollte gänzlich darauf verzichtet werden. Süßholzwurzel sollte immer gemieden werden, da sie den Cortisolspiegel im Körper anhebt und relativ viel Zucker enthält.
Samen sind für Cushingpferde gut geeignet, zum Beispiel Leinsamen oder Hanfsamen. Kaltgepresste Öle kann man in sehr kleinen Mengen zugeben, täglich maximal zehn Milliliter pro 100 Kilo Körpergewicht.
Ein Basis-Mineralfutter mit allen lebensnotwendigen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen sollte nur gefüttert werden, wenn das Heu rationiert und täglich weniger als zwei Kilo pro 100 Kilo Körpergewicht gefüttert werden. Wenn die Heuraufe grundsätzlich immer mit Heu befüllt ist, müssen nur Spurenelement- und Mineralstoffmängel des Bodens ausgeglichen werden. Als Beispiel: Das Pferd wohnt im jodarmen Bayern, dann sollte täglich eine Prise Seetang zum Futter gegeben werden, zusätzlich zum Salzleckstein.
Sauberes Wasser sollte immer zur Verfügung stehen. Wassertonnen und Tränkebecken sollten möglichst täglich gereinigt werden, damit sich keine Algen am Bodengrund ansiedeln. Algen bilden schädliche Mykotoxine und belasten Leber und Nieren des Pferdes. Indirekt könnte dadurch Cushing ein wenig gefördert werden.
Die Deganius Kräuter-Empfehlungen bei Cushing
Mönchspfeffer

Für das hormonelle Gleichgewicht und zur Unterstützung des körpereigenen Cortisol- und ACTH-Spiegels werden Mönchspfeffersamen verwendet (Agnus Castus Semen). Hierfür gibt man dem Pferd einmal täglich sechs Gramm Mönchspfeffersamen pro 100 Kilo Körpergewicht. Die Samen gibt man bei leichten Fällen von Cushing dauerhaft. Es sollte zusätzlich ein Magenschleimhautschutz gefüttert werden: Leinsamen oder Flohsamenschalen.
Deganius Haut&Kleid

Die Kräutermischung Deganius Haut&Kleid dient dem gesunden Stoffwechsel und einem aktiven Fellwechsel, sowie bei Fellproblemen. Die darin enthaltenen Kräuter sind zur Unterstützung der Nieren und der Leber geeignet, der Darm wird zusätzlich gestärkt. Die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe sorgen für gute Vitalität und flotten Haarwechsel. Haut&Kleid enthält Brennnessel, Labkraut, Goldrute, Löwenzahn und Bärlauch. Täglich zehn Gramm pro 100 Kilo Körpergwicht geben, sechs Wochen lang.
Deganius Kräuterabo

Das Deganius Kräuterabo fördert einen leistungsfähigen Stoffwechsel. Das Haarkleid wird verbessert, Leber und Nieren werden unterstützt, die Vitalität des Tieres wird gesteigert und seine Widerstandskraft erhöht. Bei der Gabe vom Kräuterabo wird das Immunsystem nicht übermäßig angeregt. Es hat sich bei Allergikern bewährt, da bei diesen Pferden das Immunsystem zu aktiv ist. Täglich acht Gramm Kräuterabo pro 100 Kilo Körpergewicht füttern. Zur langfristigen Fütterung bestens geeignet.
Schafgarbe
Schafgarbe kann beim hormonabhängigen Drüsengeschwulst der Hirnanhangdrüse eine Möglichkeit darstellen, die Fütterung zu ergänzen, wenn bekannt ist, dass die Geschwulst durch ein Zuviel an Testosteron wächst. Die Gegenspieler zu Testosteron sind Östrogen und Progesteron, welche in Schafgarbe enthalten sind. Täglich sechs Gramm Schafgarbenkraut pro 100 Kilo Körpergewicht füttern, mindestens sechs Wochen lang.
Mistel

Mistel stärkt das Immunsystem. Wenn Cushing Pferde schwächeln, ist Mistel deshalb sehr gut geeignet. Das Mistelkraut macht die Pferde schnell wieder frisch und vital. Außerdem wird der Stoffwechsel unterstützt. Nicht füttern bei Allergien: Pollenallergie, Sommerekzem, Heustauballergie, etc. Die Mistel kann pur gegeben oder kalt eingeweicht werden, darf aber nicht als Tee aufgegossen werden. Sechs Wochen lang füttern: täglich sechs Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht. Maximal dreimal im Jahr geben.
Weißdorn

Bei Cushing können Durchblutungsstörungen sowie Herz- und Kreislaufbeschwerden auftreten. Dann ist Weißdornkraut die richtige Wahl. Täglich sechs Gramm Weißdornkraut pro 100 Kilo Körpergewicht sind eine gute Menge, mindestens sechs Wochen lang füttern.
Deganius Hufwohl

Bei Neigung zu Hufrehe kann die Kräutermischung Hufwohl gute Dienste leisten. Diese Kräutermischung enthält Mariendistel, Goldrute, Mädesüß und Weißdorn. Sie fördert Hufwachstum, Durchblutung und den gesunden Stoffwechsel der Hufe. Des Weiteren unterstützt sie Leber und Nieren. Täglich werden zehn Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht gefüttert, mindestens sechs Wochen lang.
Seetang und Deganius Selen 50


Jodhaltiger Seetang und Selen sollten bei Cushing in ausreichendem Maße gefüttert werden, denn ein Mangel oder ein Zuviel an Jod oder Selen kann die Schilddrüse beeinträchtigen. Da die Schilddrüse Hormone produziert, können bei Dysbalancen die Hirnanhangdrüse und die Nebennieren beeinträchtigt werden, denn Hormondrüsen beeinflussen sich gegenseitig. Eine Blutuntersuchung durch den Tierarzt schafft hier Sicherheit.
Quellen:
Studie über Mönchspfeffer bei Cushing Pferden:
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/10689
Studie bei Frauen mit Hyperprolaktinämie und Gabe von Mönchspfeffer (Überschuss von Prolaktin im Blut):
https://pjmhsonline.com/2020/oct_dec/1190.pdf
Buch „Wohlstandskrankheiten unserer Pferde“ von Heike Bussang und Birgit van Damsen
ISBN-13: 978-3-275-02185-7
Bildquellen
- cushing-pferd-pendelbauch: Fiethfotos bei Pixabay
- moenchspfeffer: Deganius
- Deganius Haut&Kleid: Deganius
- kraeuterabo: Deganius
- Schafgarbe auf der Pferdekoppel: Deganius
- Weißdorn getrocknet geschnitten: Deganius
- Deganius Hufwohl: Deganius
- Seetang: Deganius
- Deganius Selen 50: Deganius