Incitatus
Wer verwöhnt sein Pferd ähnlich dem römischen Kaiser Caligula (37−41 n. Chr.)?
Baut ihm ein eigenes Haus, stellt Personal für es ein, befördert es in seiner Firma, lädt in seinem Namen die High Society ein…?
Caligula, das „Stiefelchen“, der an Events im römischen Circus wie Wagenrennen und Gladiatorenkämpfen sehr interessiert war, besaß ein Pferd namens „Incitatus“ (lat. für „schnell, rasch, lebhaft“).
Die Spiele dienten der Belustigung der Massen (und damit wohl der politischen Einflussnahme auf diese) und wurden präzise inszeniert. Dazu gehörte auch das Ritual, Incitatus in seiner Ruhe vor Wettkämpfen nicht stören zu lassen, indem vortags Militär die Strassen absperrte.
Caligula soll geplant haben, Incitatus ein hohes politisches Amt (das eines Konsuls, mit ständigem Sitz im Senat) zu verleihen. Damit provozierte er bewusst den Senat, seinen politischen Widersacher. Er gab den Senatoren so zu verstehen, dass keiner von ihnen an das Pferd heranreiche und nur das Pferd diesen Posten verdiene. Caligula spielte auch bewusst die Karte aus, dass er als Kaiser Ämter vergeben durfte und das Recht deren Besetzung mit Pferden nicht ausschloss.
Der Kaiser ließ bei Staatsakten auf das Wohl des Tieres schwören, brachte es in einem eigenen Palast unter, ließ nur die edelsten Materialien bei der Herstellung von Zaumzeug, Halsband, Tränke und anderen Pferdeutensilien verwenden. Klar, dass Incitatus auch über eigenes Personal verfügte. In eigens dafür angelegten Räumen empfing Incitatus Gäste, die Caligula eingeladen hatte – und nicht etwa irgendwen, sondern VIPs aus dem römischen Reich. Ob Incitatus wirklich den ihm in goldenen Gefäßen angebotenen Wein getrunken hat? Und damit feierlich die Gesundheit des Kaisers beschwor? Jedenfalls stellte auch das eine Provokation des Senats dar, den derlei Zeremonielle waren dem Kaiser eben mit Rücksicht auf den Senat untersagt.
Ob Pferdeliebe so weit gehen muss?
Caligulas Extravaganz jedenfalls war kein Erfolgsmodell, in Tateinheit mit anderen, blutigen, Gepflogenheiten zog er solchen Zorn auf sich, dass er mit nur 29 Jahren eines gewaltsamen Todes starb.
Wer sein Pferd liebt, baut ihm keinen Palast und es braucht auch keinen marmornen Trog – neben der artgerechten Haltung sorgen Kräuter von Deganius für glückliche Pferde.
Quelle: Wikipedia-Eintrag zu Incitatus. Der Kleine Pauly, Lexikon der Antike.