Ätherische Öle für Pferde: Wie richtig anwenden?

und am 04.08.2023

Lavendel wächst auf französischen Feldern. Später wird daraus das ätherische Lavendelöl gewonnen

Aus Lavendel wird das entsprechende ätherische Öl gewonnen

Als wir auf unserer Pferdekoppel einen ganzen Tag an einem Stall gebaut hatten, bemerkten wir hunderte, wenn nicht tausende Insekten, die am Abend im Gegenlicht der untergehenden Sonne den noch warmen Stromgenerator umschwirrten. Es waren Kriebelmücken, die sonst unsere Pferde belästigen. Das war ein guter Moment für einen Test: Ein Tropfen Bremsenschreck auf den Generator getropft – innerhalb von Sekunden waren alle Insekten verschwunden. Das machen also ätherische Öle: Insekten finden sie einfach unerträglich.

Insekten haben keine Lungen, stattdessen atmen sie durch sogenannte Tracheen. Das sind kleine Öffnungen im Insektenpanzer, von denen feine Kanäle in den Insektenkörper führen. Sie versorgen das weiche Gewebe im Inneren mit Luft.

Ätherische Öle sind flüchtig, sie verdampfen und verteilen sich dadurch sehr schnell in der Luft. Wenn nun Insekten die feinen, in der Luft schwebenden Öltröpfchen bemerken, bleibt ihnen nur die Flucht. Denn sie müssen unbedingt verhindern, dass ihre Tracheen mit ätherischen Ölen zugekleistert werden. Sonst bekommen sie einfach keine Luft mehr. Das ist der prinzipielle Mechanismus, den wir ausnutzen, wenn wir unsere Pferde mit ätherischen Ölen gegen Insekten schützen.

Ätherische Öle: Gewinnung und Tradition

Ätherische Öle werden durch Wasserdampfdestillation oder Pressung aus Pflanzen gewonnen. Sehr viele Pflanzen enthalten von Natur aus duftende ätherische flüchtige Öle, die von uns Menschen zur Förderung der Gesundheit, zur Hautpflege oder als Parfüm eingesetzt werden. Diese sogenannte Aromatherapie ist sehr alt. Ihre Ursprünge gehen auf die ältesten Gesundheitspraktiken der Menschheit zurück. So benutzten zum Beispiel im Jahr 3000 vor Christus die Ägypter schon aromatische Pflanzen für kosmetische und medizinische Zwecke.

Aus Beobachtungen von Tieren in der Wildnis wissen wir, dass sie sich in aromatischen Pflanzen suhlen, damit sie für Insekten unattraktiv werden. Oder sie reiben sich an bestimmten Pflanzen, wenn sie offene oder entzündete Wunden haben.

Ätherische Öle zu verwenden, ist also keine moderne Erfindung der Neuzeit.

Wie wenden wir ätherische Öle richtig an?

Wer sich mit dem Thema befasst, kennt das Argument, dass ätherische Öle in der Pferdehaltung nicht wirklich effektiv seien, da sie sich sehr schnell verflüchtigen. Auch wird behauptet, dass sie ein hohes allergenes Potenzial hätten. Sie sollen durch ihre Konzentration hautreizend wirken und deshalb seien sie nicht empfehlenswert.

Gehen wir also der Sache auf den Grund:

Ätherische Öle verflüchtigen sich schnell

Wie in der Einleitung beschrieben, ist das der eigentlich Hauptvorteil der ätherischen Öle. Sie verteilen sich sehr schnell in der Luft und machen so den Insekten das Atmen schwer.

Wir können uns das zunutze machen und zum Beispiel beim Ausritt kurz vor dem Strauch mit den vielen Bremsen ein paar Tropfen ätherischer Öle verreiben. Oder zum Training das Pferd mit ätherischen Ölen, die wir mit Wasser vermengt haben, flächendeckend einsprühen.

So halten die ätherischer Öle nicht lange an, sind dafür aber intensiv.

Ätherische Öle puffern für langfristige Anwendung

Werden ätherische Öle mit fetten Ölen vermengt, wird die Abgabe in die Luft verlangsamt. Dadurch puffern wir die ätherische Öle und verlängern ihre Abgabe auf mehrere Stunden. Das ist die richtige Verwendung für die Weidehaltung.

Zu Beachten ist dabei, fette Pflanzenöle zu vermeiden, wie zum Beispiel Kokosöl, Olivenöl oder Sonnenblumenöl. Sie verkleben in der Hitze und reizen die Haut. Stattdessen bevorzugen wir die Mischung mit reinem Paraffinöl, denn dieses Öl haftet lange am Pferd und Insekten stechen nicht gerne durch das Paraffinöl. Darüber hinaus lässt es sich leicht wieder vom Fell abnehmen.

Allergische Reaktion vermeiden

In seltenen Fällen reagieren Pferde allergisch auf spezielle ätherische Pflanzenöle. Darum empfehlen wir bei hautempfindlichen Pferden oder Allergikern den Achseltest: Einen puren Tropfen ätherisches Öl in die Achsel des Pferdes tupfen und anschließend 24 Stunden warten. Wenn die Haut gesund wirkt, nicht geschwollen, geschuppt oder gerötet aussieht, kann man davon ausgehen, dass das Pferd dieses Öl gut verträgt.

Außerdem sollte auch in Betracht gezogen werden, dass die Insektenbelastung in viel höherem Maß zu allergischen Reaktionen führen kann. Im Zweifelsfall sind ätherische Öle daher definitiv zu bevorzugen.

Die Deganius Empfehlungen für ätherischen Öle

Lavandinöl

Lavandinöl

Das Lavandinöl ist durch den enthaltenen Kampferanteil leicht kühlend. Das ist bei Insektenbefall ideal zur Besänftigung der sensiblen Haut. Insekten mögen das Öl überhaupt nicht gerne. Auch bei Muskelverspannungen ist es als Massageöl geeignet. Die meisten Pferde vertragen Lavandinöl sehr gut.

Lavendelöl

Ätherisches Lavendelöl

Bei Insektenbefall ist es für sehr empfindliche Haut (zum Beispiel bei Sommerekzemern) das beste Öl überhaupt. Denn es entspannt die Haut sehr schnell und brennt keinesfalls auf offenen Wunden. Auch beim Inhalieren für die Atemwege super sanft. Lavendelöl fördert das geistig-seelische Gleichgewicht der Pferde, deshalb ist es harmonisierend bei psychischem Stress. Das allergene Potential ist sehr gering.

Zedernöl

Zedernöl

Zum Aufspühen mit Wasser mittels Pumpzerstäuber kann Zedernholzöl bei Insekten verwendet werden. Es riecht sehr angenehm. Für empfindliche Haut nicht geeignet.

Nelkenöl

Nelkenöl

Auch Nelkenöl hält Insekten auf Entfernung. Zum Einsprühen mit Wasser geeignet. Kann in seltenen Fällen hautreizend sein, deswegen nur bei hautrobusten Pferden äußerlich verwenden. Bitte nicht ins Futter geben, da es die Schleimhäute reizt.

Eukalyptusöl

Eukalyptusöl

Bei Schleimbildung der Atemwege ist Eukalyptusöl ideal zum Anreichern des Futters. Hat man einen Heustauballergiker, kann es mit Wasser verdünnt auf das Heu gesprüht werden. Es öffnet ein wenig die Atemwege, damit das Pferd besser durchatmen kann. Auf der Haut aufgetragen kann es Insekten vertreiben, im Stall kann es für den selben Zweck auf Holz aufgetropft werden. Für empfindliche Haut ist es nicht zu empfehlen!

Teebaumöl

Teebaumöl

Zecken und andere Insekten mögen das Teebaumöl überhaupt nicht. Es wird verdünnt mit Wasser oder Paraffinöl äußerlich aufgetragen. Dieses Öl keinesfalls zum Futter geben, weil es die Schleimhäute in Magen und Darm reizen kann. Wenn die Haut Schwellungen durch Mückenstiche zeigt, darf man auch mal einen puren Tropfen darauf geben. Es brennt auch nicht auf offenen Wunden. Leichtes allergenes Potential ist vorhanden.

Bremsenschreck

Bremsenschreck Konzentrat aus ätherischen Ölen

Bewährtes Konzentrat mit fünf ätherischen Ölen. Wird verdünnt mit Wasser oder Paraffinöl. Zum Aufsprühen oder Auftragen mit feuchtem Schwamm. Nicht für hautempfindliche Pferde geeignet.

Paraffinöl

Paraffinöl 1000 ml

Paraffinöl wird zum Verdünnen und Puffern der ätherischen Öle verwendet. Es ist zur warmen Jahreszeit besser für die Haut verträglich als fette Pflanzenöle. Es sorgt für eine langanhaltende Haftung am Pferd.

Bildquellen

  • aeherische-oele-lavendel: Pixabay: Mouse23
  • lavandinoel: Deganius
  • Ätherisches Lavendelöl: Deganius
  • Zedernöl: Deganius
  • Nelkenöl: Deganius
  • Eukalyptusöl: Deganius
  • Ti-Baum-Öl: Deganius
  • Paraffinöl 1000 ml: Deganius